Bachelor mit Kind und Auszeichnung: „Manchmal muss man Dinge einfach gelassener nehmen“

Myriam Helber (31) hat gerade ihr Studium in BWL-Food Management an der DHBW Heilbronn abgeschlossen und ist Mutter des achtjährigen Jannis. Jetzt wurde ihre Bachelorarbeit zum Thema „Nachhaltigkeit im Lebensmittelgroßhandel fördern, durch die Steigerung des MHD-Abverkaufs, mittels der Einführung eines neuen Vermarktungskonzepts für die Gastronomie“ ausgezeichnet mit dem Preis der Stiftung „Wirtschaft und Ethik“. Im Interview mit der DHBW Heilbronn berichtet sie, wie ihr der Spagat zwischen Studium und Kind gelungen ist und warum ihr das Thema Nachhaltigkeit besonders am Herzen liegt.

Frau Helber, herzlichen Glückwünsch zum Studienabschluss und Ihrer prämierten Bachelorarbeit! Wie ist es Ihnen gelungen, Ihr Studium mit Kind zu organisieren und welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Alltag?

In aller erster Linie weiß ich, dass es niemals möglich gewesen wäre, wenn meine Eltern, insbesondere meine Mutter mich nicht so tatkräftig unterstützt hätten. Ich muss aber auch sagen, dass ich einen absolut verständnisvollen und liebevollen Sohn habe, der diesen Spagat super mitgemacht hat. Es war wirklich nicht einfach, aber wenn man einen eisernen Willen hat, ein gewisses Ziel zu erreichen, kann man alles schaffen. Natürlich musste ich in sehr vielen Dingen Abstriche machen und auch zurückstecken. An einem freien Wochenende hatte erst einmal mein Sohn Priorität. Aber gerade weil man während dieser Zeit auch finanzielle Abstriche machen muss, lernt man die kleinen Dinge wieder wert zu schätzen. Es ist für mich aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar, weshalb man Lebensmittel kauft um sie später in vollwertigem Zustand wieder wegzuwerfen. Unabhängig davon ist es schon aus moralischer Sicht verwerflich, wenn man bedenkt, dass an vielen Orten der Welt Menschen verhungern.

Womit haben Sie sich in Ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt? Warum sollten sich Unternehmen aus Ihrer Sicht mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen?

In meiner Bachelorarbeit ging es vorrangig darum, ein Konzept für mein duales Partnerunternehmen Transgourmet zu erstellen, wie Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch an Gastronomen verkauft werden können. Eine Schwierigkeit daran ist, dass die Produkte nicht so flexibel wie in einem Cash und Carry- oder Supermarkt in einem Regal präsentiert und gleich mitgenommen werden können. Die Produkte werden in einem Lager aufbewahrt und können vom Kunden nicht im Vorfeld in Augenschein genommen werden. Somit stand hier die Frage im Fokus, welcher Vertriebskanal sich am besten eignet. Dabei hat sich eine Online-Plattform herauskristallisiert, die durch optimale Benutzerfreundlichkeit und ein sehr attraktives Preiskonzept die Kunden überzeugen soll. Das Thema Nachhaltigkeit ist gerade auch aus wirtschaftlicher Sicht enorm wichtig. Jedes Unternehmen profitiert davon, seine vorhandenen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen, um daraus anschließend einen umso profitableren Gewinn zu erwirtschaften. Auch wenn das zu Beginn oft mit einer Investition verbunden ist.

Inwiefern ist nachhaltiges Handeln für Sie in Ihrem privaten Alltag relevant?

Gerade was die Lebensmittelverschwendung betrifft, kaufe ich grundsätzlich mit einem Einkaufszettel ein. Lebensmittel, die bei mir zu Hause kurz vor dem Verfall stehen, werden in einem kreativen Kochrezept verwertet. Aber nachhaltiges Handeln impliziert nicht nur die Lebensmittelverschwendung, sondern auch den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ich fahre beispielsweise grundsätzlich mit dem Fahrrad zur Arbeit und vermeide Kurzstrecken mit dem Auto zu fahren. Für die Zukunft meines Kindes wünsche ich mir, dass mein Kind auch später noch die Chance hat, die Natur in voller Pracht genießen zu können.

Wie würden Sie rückblickend Ihr Studium mit Kind beschreiben und welche Ziele haben Sie sich jetzt nach dem erfolgreichen Studienabschluss gesteckt?

Das Studium war sehr intensiv und hat einige Ansichten in meinem Leben verändert. Die Tatsache, dass ich mit meinem Sohn alleine in eine fremde Umgebung gezogen bin und den Sprung noch einmal zu studieren gewagt habe, war wirklich sehr herausfordernd. Manchmal muss man Dinge einfach gelassener nehmen, auch wenn man denkt, dass es nicht mehr weitergeht. Aber ich habe so viele Menschen gehabt, auch an der DHBW, die an mich geglaubt und unterstützt haben. Fakt ist, dass ich das Studium an der DHBW keinesfalls bereue. Aktuell ist es mir erst einmal wichtig, mein Privatleben wieder in den Fokus zu stellen und mehr Zeit mit meinem Sohn zu verbringen.