DAAD-Preis 2021 geht an Handelsstudentin Egle Sviderskyte aus Litauen
Haben Sie gewusst, dass sich in Litauen, einem sehr jungen europäischen Land, der geografische Mittelpunkt Europas befindet? Als erste der ehemaligen Sowjetrepubliken hat sich Litauen 1990 zum souveränen Staat erklärt. Zehn Jahre später wurde Dalia Grybauskite zur ersten Präsidentin des Landes gewählt. Eine Litauerin, von der man auch viel erwarten kann, ist Egle Sviderskyte. Sie ist die diesjährige Preisträgerin des Preises des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). So wie die Nationalmannschaft der litauischen Basketballer spielt Sviderskyte auf hohem internationalen Niveau: Während ihres Studiums in Deutschland hat sie ein Auslandssemester in Südkorea absolviert und möchte den Sommer mit dem Work & Travel Programm in den USA verbringen – sofern es die Pandemie erlaubt.
Wie haben Sie sich damals Deutschland eingelebt? Und wie haben Sie die Unterschiede zwischen Litauen und Deutschland empfunden?
Deutschland begleitet mein Leben bereits seit langer Zeit. Ich habe schon in der Schule an verschiedenen Deutsch-Wettbewerben teilgenommen und den ersten Zugang zu deutscher Kultur und Sprache erhalten. Nach mehreren internationalen Projekten habe ich Deutschland für kurze und längere Phasen bereist. Aus diesem Grund wollte ich auch gern dort studieren und bin 2018 als Studentin nach Deutschland gezogen. Ich habe mich ziemlich schnell eingelebt. Das Einzige, was ich aus meiner Heimat vermisse, ist das Essen und der höhere Grad der Digitalisierung.
Erzählen Sie kurz etwas über sich.
Ich heiße Egle Sviderskyte und bin 22 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen bin ich im kleinen Baltikumsland Litauen, in der Hauptstadt Vilnius. Während meines Abiturs habe ich erfolgreich die Bewerbung für duales Studium abgeschlossen und habe mich entschieden, in Deutschland zu studieren. Seit 2018 bin ich Studentin an der DHBW Heilbronn.
Leider musste die Preisübergabe aufgrund des Infektionsgeschehens kurzfristig abgesagt werden. Wie haben Sie Ihr Studium in Deutschland zu Pandemie-Zeiten erlebt? Konnten Sie die Auslandserfahrung trotzdem genießen?
Während des ersten großen COVID-19-Ausbruchs im Frühling 2020 war ich in Südkorea und absolvierte dort mein Auslandssemester. Glücklicherweise konnte ich trotzdem das Semester in Südkorea erfolgreich abschließen. Das war eine tolle Erfahrung, die ich nie vergessen werde. In Deutschland fand das weitere Studium dann online statt. Natürlich ist es nicht das, was man von einem Studium erwartet, aber man versteht selbstverständlich die Gründe hinter solchen Entscheidungen. Im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass diese Zeiten gezeigt haben, dass die digitale Zusammenarbeit und Lehre möglich ist.
Was werden Sie mit dem Preisgeld machen?
Ich bin der Meinung, dass die Investition in Bildung die beste Investition in die Zukunft ist.Daher werde ich das Preisgeld für mein Masterstudium verwenden. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für den DAAD-Preis bedanken.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wenn es die Corona-Pandemie erlaubt, würde ich sehr gerne im Sommer das Work & Travel in den USA absolvieren. Danach plane ich, ab Herbst wieder zu studieren und mein Master-Studium in Deutschland abzuschließen.
Alle DAAD-Preisträger werden für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Wie haben Sie sich engagiert?
Seit 2017 engagiere ich mich aktiv als Mitglied im „Jugend debattiert international (Jdi)“ -Alumniverein Litauens „Jaunimo debatai“. Unsere Ziele sind die Pflege der Debattenkultur und die Initiierung von Diskussionen unter Jugendlichen zu gesellschaftlich relevanten Themen in Litauen. Eines der größten Projekte, bei dem ich auch mitgewirkt habe, war das Großprojekt des Goethe-Instituts „Freiraum“, das von 2017 bis 2019 stattgefunden hat. Das war eine europaweite Werkstatt, die unterschiedliche Länder und Kulturen zum Dialog einlud. Ziel des Projekts war es, Hindernisse für die Freiheit ans Licht zu bringen.
Eine unserer letzten Arbeiten ist die Debatte zum öffentlichen Veranstaltungszyklus „Demokratie heute“. Während der „Demokratie heute“- Reihe behandelten zwei Expert*innen – Politiker*innen, Journalist*innen, Akademiker*innen oder andere – und zwei der jüngeren Generation die Schlüsselthemen der Demokratie: Demokratiewissen, Bürgerengagement und Toleranz. Die folgenden Fragen wurden diskutiert: Ist es schlecht, enttäuscht von der Demokratie zu sein? Wissen wir genug über Demokratie? Ist es wichtig, die derzeitige Art der Verwaltung der Gemeinschaft zu pflegen? Oder müssen wir uns eine neue, andere politische Gemeinschaft vorstellen? Unser Verein ist sehr aktiv und versucht ständig das Ziel #debattierendesLitauen zu pflegen.