DAAD-Preis 2024 geht an die ukrainische Wirtschaftsinformatik-Absolventin Anastasiia Dolynets
Geboren und aufgewachsen in Kyjiw, kam Anastasiia Dolynets zum Studium der Wirtschaftsinformatik nach Deutschland. Anastasiia ist eine Frau mit vielen Talenten: Sie spricht sechs Sprachen, hat mit Mitte Zwanzig bereits zwei Bücher veröffentlicht und schreibt jetzt an ihrem dritten Roman. Neben ihren Plänen, eine Bestsellerautorin zu werden, arbeitet sie gerade an ihrer Karriere als Anwendungsentwicklerin. Auch auf diesem Feld plant sie – wie kann es anders sein – eine Expertin zu werden.
Wie haben Sie sich in Heilbronn eingelebt? Und wie haben Sie die Unterschiede zwischen der Ukraine und Deutschland empfunden?
Es war am Anfang sehr herausfordernd und auch ungewohnt, ohne meine Familie komplett auf mich selbst gestellt zu sein. Aber ich hatte die Unterstützung von meinem Arbeitgeber und konnte natürlich auch auf die Kenntnisse aus meinem Germanistik-Studium zurückgreifen.
In erster Linie ist mir aufgefallen, dass sich in Deutschland alle an die Regeln halten und der Alltag nach einem bestimmten Muster abläuft. Diese Systematik und Ordnung haben mir in der Heimat gefehlt. Außerdem bietet Deutschland mehr Möglichkeiten zum Karriereaufstieg und mehr Wege zur persönlichen Weiterentwicklung. In der Ukraine wäre es für mich unvorstellbar gewesen, ein eigenes Buch zu veröffentlichen.
Erzählen Sie kurz etwas über sich.
Ich heiße Anastasiia Dolynets, bin 25 Jahre alt und komme aus der Ukraine. In der Heimat habe ich einen Bachelor in Germanistik und einen Master in Journalismus absolviert. Seit meinem Germanistik-Studium war es mein Traum, in Deutschland zu studieren. Das duale Studium in Heilbronn hat mein Interesse am Programmieren geweckt. Daher bin ich jetzt dabei, mir eine Karriere als Anwendungsentwicklerin aufzubauen. In meiner Freizeit schreibe ich, arbeite als Hobby-Model und mache Sport.
Wie haben Sie Ihr Studium in Deutschland erlebt?
Der ständige Praxisbezug hat mich positiv überrascht - in meiner Heimat ist diese enge Verbindung von Theorie und Praxis eher selten. Mir hat es sehr gefallen, in Gruppen zu arbeiten und eigenständig kleine Programmier- und betriebswirtschaftliche Projekte umzusetzen. Die gelernte Theorie an den Praxisbeispielen abzuarbeiten, hat das Lernen erleichtert und mir die Relevanz der Themen vor Augen geführt. Auch der Wechsel zwischen Theorie- und Praxisphasen war notwendig, um selbst umzusetzen, was ich in den Büchern gelesen habe. Mein Fazit: Das duale Konzept ist toll!
Was werden Sie mit dem Preisgeld machen?
Ich habe vor kurzem mit dem Schreiben meines dritten Buchs begonnen. Einen Teil des Geldes werde ich für die Vermarktung des Romans einsetzen. Mit dem anderen Teil werde ich meine Familie in der Ukraine unterstützen.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich möchte gerne meine Liebe zu Sprachen – Programmiersprachen und Fremdsprachen – ausbauen und wer weiß – vielleicht klappt es ja mit dem Traum, Bestsellerautorin zu werden. Aktuell schreibe ich gerade an meinem dritten Buch, darin wird es um die Themen Nostalgie, Kindheitserinnerungen und Tod eines Vaters gehen.
Alle DAAD-Preisträger werden für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Wie haben Sie sich engagiert?
Während meiner Zeit in Deutschland habe ich mit Spenden geholfen, Transporte für Lebensmittel und Hygieneartikel in die Ukraine zu organisieren. Parallel zum Studium habe ich mich meiner Leidenschaft, dem Schreiben, gewidmet und zwei Bücher in deutscher Sprache veröffentlicht: „Als ich Monet im Wald traf“ und „Amaia bedeutet glückliches Ende“. Ehrenamtliches Engagement war für mich schon immer wichtig. In meinem Heimatland habe ich Kinder aus sozial benachteiligten Familien nach Deutschland begleitet und deutsche Studierende sowie eine Gruppe Schülerinnen aus Ecuador in Kyjiw betreut.