Der Kern hinter der Kunst Doppelausstellung Noller/Pfeifer an der DHBW Heilbronn eröffnet

Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der DHBW Heilbronn, hieß die Gäste im Foyer am Donnerstag, den 5. November 2021, herzlich willkommen: „Künstler zu unterstützen, hat an unserer Studienakademie eine lange Tradition. In den Zeiten der Pandemie hat es die Künstler oft hart getroffen und es ist wichtig, ihnen jetzt den Rücken zu stärken.“ Kurator und Chefredakteur des Hanix-Magazin Dr. Bernhard Stumpfhaus, stellt dem Publikum die beiden Künstlerinnen Pfeifer und Noller vor. Obwohl sich die Werke beider Frauen unterscheiden, ist ihnen doch eins gemeinsam: das Spiel mit dem Material. Noller macht sich Kronkorken und später auch Holz mit seinen Maserungen zu eigen, Pfeifer erschafft Stillle-ben-Portraits, die mit genau platziertem Licht die Materialeigenschaften der Werkstoffe reflektieren.

Der Mensch hinter dem Tier, das Tier hinter dem Menschen
Was sich hinter den Tierbildnissen von der Künstlerin Elke Pfeifer verbirgt, ist oft erst auf den zweiten Blick ersichtlich. In einer aufwändigen Inszenierung sind Tierportraits entstanden, die den menschlichen Besitzer zitieren. Wieviel Tier steckt im Menschen und wieviel Mensch im Tier? Der Pfeife rauchende Pudel in Ledernietenjacke, das strickende Lama unter der Trockenhaube oder das naschende Zebra, sie blicken mit Augenzwinkern auf menschliche (und tierische) Schwächen. Genau erkennbar ist das Spiel mit der Vielfalt der Materialien: der diffuse Lichtschein hinter einzelnen Haaren und Fasern, der Glanz des glatten Leders und des harten Metalls und die matte weiche Wolle ohne Widerschein.


Des Pudels Kern? Die Künstlerin selbst – in ironischen und reflektierten Selbstportraits. Bemerkenswerter noch als die charmanten Motive ist die Entstehung hinter den Portraits. Die Szenerie wird peinlich genau arrangiert, der Lichteinfall akribisch angeordnet. Dann legt Pfeifer ihre Kleidung an und stellt die – Achtung, Fotoliebhaber – Hasselblad-Kamera ein und setzt die Zeitautomatik auf 30 Sekunden. Genau 30 Sekunden, die ihr bleiben, in aller Eile die Maske überzuziehen, Handschuhe aufzusetzen und ihre Position in der Szenerie einzunehmen und wieder still zu verharren. Eine One-Woman-Show, die viel Konzentration, langjährige Erfahrung und Liebe zum Detail erfordert.

Die Photodesignerin und Werbegrafikerin hat sich – neben dem Künstlermanagement – in den letzten Jahren immer stärker auf ihre künstlerischen Werke konzentriert. Neben den Tierportraits stellt sie erstmals auch abstrakte Werke vor. Sie nennt sie Lightning – Blitze -  die entstehen, wenn man einen LED-Stab bewegt und die Belichtungszeiten so verlängert, dass die Bewegung im Fluss erstarrt.
 

Kronkorkenkunst im Großformat
Um ihre Bilder zu gestalten, braucht Flin Noller die Mitarbeit von vielen Freunden, Verwandten, Bars und Kneipen. Denn ihr bevorzugtes Material sind Kronkorken. „Besonders interessant finde ich es, wenn mir Freunde aus dem Urlaub Kronkorken aus Urlaubsländern mitbringen“, so Noller. Aus den Kronkorken kreiert sie großflächige Portraits von Pop-, Rock- und Fashion-Ikonen. So finden sich unter ihren Bildern bekannte Darstellungen von Marilyn Monroe, Frida Kahlo und Jimmy Hendrix, ein Meter mal 1.30 Meter groß. Ihre Werke bestehen aus bis zu 3000 Kronkorken, ein Material, das geschickt platziert sein muss, um in ihren Werken die gewünschten Tiefeneffekte zu erzeugen. So entstehen Puzzle, die das Auge zu Bildern ergänzt. Da die Kronkorken in der Horizontalen angeordnet werden, muss sie den Tiefeneffekt ohne die nötige Distanz im Gefühl haben. Wenn der letzte Korken angeordnet ist, wird das Motiv fixiert.


In ihren Werken verwendet Flin Noller nur Kronkorken, die ihr erstes Leben bereits hinter sich haben. „Manche Kronkorken haben leichte Dellen. Das macht nichts, sie sollen bleiben, wie sie sind. Man kann ihnen ruhig ansehen, dass sie schon gebraucht sind.“ Ihre Kunst ist nicht nur bunt, laut und ansprechend, sondern auch nachhaltig. Der Gedanke, mit dem Material zu arbeiten, kam ihr, als sie als Studentin in einer Kneipe jobbte. „Ich fand es schade, welche Menge an Korken einfach im Müll landete.“ Ihr Lieblingswerk ist das Bildnis von Albert Einstein. Wer genau hinschaut, entdeckt das Bild im Bild – ein Kronkorken mit Einstein, der dem Publikum die Zunge ausstreckt.


Flin Noller studiert Kunst an der PH Ludwigsburg Kunst bei den Professoren Bickelhaupt, Neumann und Sowa mit dem Schwerpunkt Malerei und Grafik. Kronkorken sind nicht das einzige Material, auf das sie zurückgreift und Pop-Art nicht der einzige Stil. In ihren Acryl-Bildern portraitiert sie Augenpartien und den Bereich um Nase und Mund. Teile des Gesichts, die in den letzten Monaten über der Maske zu sehen und unter den Masken verborgen waren. „In der Corona-Zeit waren die Augen oft das Einzige, was wir von unseren Mitmenschen sehen konnten. Und obwohl sie oft als Fenster zur Seele bezeichnet werden, hat man gemerkt, dass unsere Kommunikation unvollständig ist und man auch Bekannte schwer erkennen kann.“

Musikalisch begleitet wurde die Ausstellung vom Münchner Musiker Thomas Rodenbach. Rodenbach, vorgestellt von Helmut Ester vom MFK Künstlermanagement, begeisterte nicht nur durch seine Interpretation bekannter achtziger Jahre Songs, sondern ist auch mit eigenen Songs wie „Closer“ und „Won’t let you down“ erfolgreich.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 31.3.2021 im Foyer des B-Baus der DHBW Heilbronn zu sehen. Zugang erfolgt nach Anmeldung an der Zentrale der DHBW Heilbronn, nach Registrierung und den aktuellen Corona-Zugangsbeschränkungen.