DHBW Heilbronn ist Vorreiter: 50 Prozent der Neuberufungen gehen an Wissenschaftlerinnen

Der Frauenanteil in der Lehre hält sich deutschlandweit zäh bei 23 Prozent – trotz staatlicher Förderprogramme. In den Niederlanden greift die TU Eindhoven jetzt zu radikalen Mitteln und will nur noch Frauen ein-stellen. Doch deutsche Hochschulen können auch anders, wie die DHBW Heilbronn beweist.

„In Fragen der Gleichstellung hat sich in den letzten Jahren viel getan: Die DHBW ist als familienfreundliche Hochschule zertifiziert. Wir leben eine Atmosphäre, die Frauen fördert. Gerade in der Wissenschaft ist das nicht selbstverständlich. Aber durch den hohen Anteil an Frauen – auch in Berufungskommissionen zur Besetzung von Professuren – entsteht eine ganz andere Kultur, die natürlich auch von der Führung vorgelebt und gefördert werden muss“, so Rektorin Prof. Dr. Nicole Graf. 

Die Zahlen können sich sehen lassen – selbst im bundesweiten Vergleich. In den letzten fünf Jahren wurden genauso viele Professuren an Frauen wie an Männer vergeben. Seit der Gründung des DHBW-Standorts Heilbronn vor fast zehn Jahren stieg damit der Anteil von Frauen in der Lehre an der DHBW Heilbronn auf knapp 30 Prozent. Blickt man auf das Leitungsteam, ist der Anteil noch höher: Fünf von sieben Positionen sind von Frauen besetzt.

Für die Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Heilbronn, Prof. Dr. Yvonne Zajontz, sind die Zahlen keine Überraschung, sondern das Ergebnis sehr aktiver Gleichstellungsarbeit: Fünf Projekte hat die DHBW Heilbronn allein in den letzten Jahren beantragt, gewonnen und durchgeführt. Darunter die Vortragsreihe für Studentinnen „Gensity“ zu Rollenklischees, Diversität in Teams und der Genderproblematik in der Personalauswahl. In diesem Jahr wurde von einem Student*innen-Team die Role-Model Ausstellung „Bilder im Kopf“ konzipiert, gestaltet und umgesetzt. Entstanden sind sieben Portraits starker Frauen in Führungspositionen.

„Wir beginnen schon bei unseren Studentinnen. Projekte wie die Seminarreihe „GenSity“ und die Ausstellung „Bilder im Kopf“ geben einen Anstoß, eigene Einstellungen zu reflektieren und neu zu bewerten“, Zajontz über ihre Motivation. Damit setzt die DHBW Heilbronn an einem kritischen Punkt der Karriere an: Obwohl mehr junge Frauen als Männer Abitur machen, die Hälfte aller Studierenden weiblich ist und knapp die Hälfte aller Dissertationen von Frauen verfasst werden, verlassen nach der Promotion überdurchschnittlich viele Frauen die Wissenschaft. „Das wollen wir ändern“, so Zajontz.

Dabei ist eine Karriere in der Wissenschaft spannend und abwechslungsreich: Das neueste Projekt des Gleichstellungsreferats, der Imagefilm „DHBW-Professorinnen - wo seid ihr?“, gibt einen Einblick in den Berufsalltag der Protagonistin Prof. Dr. Daniela Wiehenbrauk, Studiengangleiterin und Mutter von zwei kleinen Kindern.

Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern: Zwölf Professorinnen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg werden in einem Role-Model-Kalender portraitiert. „Mit einem Kalender können wir das Thema Gleichstellung an 365 Tagen im Jahr sichtbar machen und geben den Standorten ein praktisches Marketing-Instrument an die Hand“, freut sich die Marketingexpertin Zajontz.