Diese Apps sind für die Tonne: Müllerkennungs-App und Reparatur-App entwickelt von Studierenden der Wirtschaftsinformatik

Gerade die Digitalisierung kann helfen, Abläufe und Prozesse in der Circular Economy auch für die breite Masse zu verbessern. Die Studierenden im Studiengang Wirtschaftsinformatik WI21A2 haben gemeinsam mit den Unternehmen Fixfirst und mmmake zwei Apps weiterentwickelt, die dafür sorgen, dass Müll sauber getrennt wird und Reparaturen der Wegwerfkultur wieder den Rang ablaufen.

Projekt 1: Waste Valley 
Laut Statistik produziert jeder Erwachsene im Jahr 150 Kilogramm Restmüll – aber 30 Prozent davon gehören in den Gelben Sack und weitere 30 Prozent in den Bio-Müll, so erläutert Hans-Torben Löfflad von mmmake das Problem. Auf der anderen Seite garantiert eine saubere Mülltrennung eine höhere Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe. Müll sauber zu trennen, das braucht nicht nur Überwindung, sondern auch manchmal die Antwort auf die Frage: Wo gehört jetzt diese Verpackung hin? Mit der Waste Valley Müllerkennungs-App sollen vom Schulkind bis zum smartphone-affinen Silver Surfer alle Nutzer Fotos von Verpackungen aufnehmen können und die App gibt dann die richtige Tonne aus. 

Auch hier sind die Fragen im Hintergrund wesentlich komplexer als die Antwort, die die App ausgibt. Wie kann ich am besten die Bilderkennung trainieren? Welcher Mix aus KI-generierten Bildern und realen Aufnahmen ist der Beste? Wie garantiere ich, dass die aufgenommenen Bilder auch den Anforderungen der Datensicherheit genügen? Welche Datenbanken für Produktverpackungen gibt es bereits und wie kann man sie integrieren? Was sollte der digitale Produktpass können, der ab 2027 EU-weit eingeführt wird? 

Projekt 2: Fixfirst 
Wer kennt das nicht: Der Wäscheberg wartet, aber plötzlich streikt die Waschmaschine. Und natürlich steht der Urlaub direkt vor der Tür. Schnelle Hilfe ist gefragt. Am besten mit einer neuen App, die alles kann: Den Schaden analysieren, dir sagen, ob man es reparieren kann. Falls der App-Nutzer selbst zum Schraubenzieher greifen möchte, kann die App per Chatbot durch die Reparatur leiten und gleich zur Bestellung für das passende Ersatzteil weiterleiten. Und falls eine Reparatur lieber in fachliche Hände gegeben werden soll, schlägt die App eine Auswahl an Reparaturservices vor, die die Waschmaschine in der vorgegebenen Zeit und zum besten Preis reparieren. 

Das ist laut dem Gründer des Angebots für digitale Reparatur- und Circularity-Lösungen Fixfirst Sebastian Daus kein Wunschdenken mehr. Auch die Politik will in nächster Zeit den rechtlichen Rahmen schaffen, Reparaturen für Konsumenten zu erleichtern. Der Vorteil: Würden beispielsweise Laptops ein Jahr länger genutzt, ließen sich in der EU bis 2030 1,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. 
Die Studierenden der zweiten Projektgruppe haben die Fixfirst Entwicklung einen Schritt weitergebracht: Sie haben erste Webcrawler programmiert, um z.B. Daten für Bedienungsanleitungen zu sammeln und verschiedene Möglichkeiten für Chatbots getestet. Fest steht: Was so komplex in den Anforderungen klingt, ist definitiv auch eine Herausforderung im Back- und Frontend.

Weiterführende Informationen: 

EU AI Act
Der Artificial Intelligence Act folgt dem Ansatz des bestehenden Weissbuchs zur Künstlichen Intelligenz der EU-Kommission, in dem die Anwendungen der KI in vier Kategorien eingeteilt werden. Die Einordnung richtet sich nach dem potenziellen Risiko, das mit dem Einsatzbereich der Künstlichen Intelligenz einhergeht.

Digitaler Produktpass: 
Der digitale Produktpass soll den elektronischen Abruf produktspezifischer Daten und Informationen ermöglichen, unter anderem Informationen zu Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten, einschließlich Optionen zum Recycling oder zur Entsorgung am Ende der Lebensdauer. Damit ist der digitale Produktpass ein Ausweis für ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Die Entwicklung soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein und ab 2027 zur Anwendung kommen.

EU-weiter Repair-Score: 
Welche Produkte bei der Reparierbarkeit vorn liegen, zeigen Reparaturstatistiken. In Frankreich gibt es bereits seit 2021 einen Reparaturindex: Das gesetzlich verpflichtende Label zeigt etwa beim Kauf einer Waschmaschine oder eines Smartphones, wie gut die Bedingungen für eine Reparatur erfüllt sind. Zwar ist in Deutschland ein solches Siegel nicht geplant, aber ab 2025 gibt es einen EU-weiten Repair-Score für Smartphones und Tablets, der perspektivisch auf andere Produktgruppen ausgeweitet werden soll.