Digtale Lehre an der DHBW Heilbronn in Zeiten von COVID-19

Am 16. März 2020 haben sich die Türen der DHBW Heilbronn vorerst für alle Studierenden geschlossen. Doch anders als bei den anderen Hochschularten laufen hier die Vorlesungen ganzjährig ohne Semesterferien; zwei Studienzyklen wechseln sich gegenseitig ab. Während sich die eine Gruppe noch in der Praxisphase im dualen Partnerbetrieb befindet, musste für die andere der Vorlesungsbetrieb weiterlaufen. Eine schnelle Lösung war gefragt.

Die Ausnahmesituation hat dem E-Learning an der DHBW Heilbronn einen neuen Schub gegeben. Claudia Münch-Dinkel, Leiterin des Education Support Center (ESC) an der DHBW Heilbronn, erläutert: „Mit E-Learning befasst sich die DHBW Heilbronn nicht erst seit der Corona-Krise. Schon vorher wurden Online-Vorkurse in Mathematik für Studieneinsteiger*innen angeboten. Allerdings haben sich jetzt die Ereignisse überschlagen und wir standen vor der Aufgabe, das System schnell und zuverlässig auszuweiten.“ Bisher stand das Thema Online-Lehre nicht im Fokus, obwohl einige Professor*innen wie Studiengangleiter Prof. Dr. Oliver Janz bereits Blended-Learning Module erstellt haben. Unter Blended-Learning versteht man die Kombination verschiedener Methoden und Medien, zum Beispiel von Präsenzunterricht und E-Learning. „Die Studierenden haben sich das Material im Fach Informationsmanagement selbstständig erarbeitet, zum Beispiel über Videos und Arbeitsaufgaben. Mit diesem Vorwissen konnten wir dann in der Vorlesung größere Fallstudien bearbeiten.“

Online-Lösung läuft stabil
Schon vor der Schließung hat die DHBW Heilbronn vorausschauend gehandelt und unterschiedliche Optionen getestet. Gemeinsam mit der Hochschulleitung und allen Studiengängen wurde eine Entscheidung getroffen: Mit dem cloudbasierten und DSGVO-konformen Anbieter Zoom soll die Lücke bis zu den Präsenzveranstaltungen überbrückt werden. Die Hochschule hat 60 Lizenzen beantragt und befindet sich momentan in einer zweiwöchigen Testphase. Erste Lehrveranstaltungen der hauptamtlichen Professor*innen und externen Dozent*innen liefen erfolgreich „Zoom wird weltweit eingesetzt und läuft sehr stabil. Auch als viele Universitäten in China mit diesem Programm auf Online-Learning umstellen mussten, ist es in nicht in die Knie gegangen.“, so Janz über die Entscheidung. Die aktuelle Diskussion um  Datenlücken und Hackerangriffe auf das System werden wir selbstverständlich im Auge behalten und sowohl beim Einsatz als auch bei der späteren Entscheidung für eine weiterführende Nutzung mit einbeziehen.

Koordiniert von Studiendekan Prof. Dr. Thomas Batz, arbeiten die Studiengangleiter*innen im Studiengang BWL-Dienstleistungsmanagement an einer sofortigen Lösung. Prof. Dr. Niels Biethahn hat zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Argjent Demiri eine Anleitung für die Online-Plattform entwickelt, auf die alle Studierenden und Lehrkräfte zurückgreifen können. Gleichzeitig wurden von Biethahn für alle Nutzer Schulungen durchgeführt.

Psychologische Hürden überwinden
„Natürlich ist eine Herausforderung für unsere externen Dozenten und Dozentinnen, über Videokonferenz zu unterrichten. Erst einmal muss sich der Umgang mit einer neuen Technik einspielen. Auch der Umstand, dass man gegen einen Bildschirm spricht, ist für viele gewöhnungsbedürftig“, so Studiengangleiterin Prof. Dr. Yvonne Zajontz. Daher ist es wichtig, dass man das persönliche Gespräch mit den Dozent*innen – jetzt natürlich am Telefon – sucht und alle mitnimmt. Das ist vor allem Aufgabe der Studiengangsmanagerinnen wie Cathrin Luithle. „Die soziale und psychologische Komponente ist nicht zu unterschätzen“, so Luithle. Auch die Studierenden arbeiten motiviert, das Semesterziel vor Augen. „Obwohl es in einer Online-Vorlesung natürlich schwieriger ist, die Studierenden zu aktivieren, lief alles überraschend gut“, berichtete Zajontz über ihre Online-Vorlesung gestern.

Ronja Rogner, Studentin im Studienangebot Media, Vertrieb und Kommunikation, hatte vor ihrer ersten Online-Vorlesung „Marktforschungsmethoden“ leichte Bedenken, aber es hat problemlos funktioniert: „Man konnte nicht nur dem Skript gut folgen, sondern auch mit Frau Zajontz interagieren und sich melden.“ Auch in Hinsicht auf die kommenden Prüfungen fühlt sie sich mittlerweile sicher: „Zuerst hatte ich Befürchtungen, da wir vor unseren Prüfungen keine Präsenzvorlesung mehr haben werden.“ Doch die Online-Variante fühle sich fast wie eine echte Vorlesung an und biete eine gute Prüfungsvorbereitung. Und Dozent*innen, die nicht mit Zoom arbeiten, können die Studierenden telefonisch oder per E-Mail kontaktieren. „Einzig der Austausch mit den Kommiliton*innen fehlt“, so Rogner.

Von Fall zu Fall entscheiden
In anderen Studiengängen werden Vorlesungen in das nächste Semester verschoben. Damit das zeitlich machbar ist, werden die Prüfungsphasen verkürzt und/oder Exkursionen abgesagt. „Wir wollen allen Studierenden die gleichen Chancen geben, die kommenden Prüfungen zu bestehen“, so Prof. Dr. Jutta Maute, Studiendekanin BWL-Food Management. Der Fachbereich BWL-Handel und Teile des Studiengangs BWL-Food Management haben ihre Vorlesungen im kommenden Semester auf den Online-Betrieb umgestellt. Für die Studierenden und auch die Dualen Partner bedeutet das eine Erleichterung: Voraussichtlich muss kein Studierender das Studium verlängern, auch die Praxisphasen können wie geplant starten.

Manche Lehrkräfte entscheiden sich auch dafür, über die Lernplattform Moodle Fallstudien und Übungsaufgaben zu versenden und die Ergebnisse zu kontrollieren, Links zu Lernvideos zu verschicken oder eigene Videos zu erstellen. „Da keine einheitliche Situation vorliegt, entscheiden wir von Fall zu Fall. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Lehrkräfte und Studierenden mitzunehmen und die Situation soweit wie möglich zu entspannen“, erklärt Prorektor Prof. Dr. Otto Weidmann. Das DHBW-Präsidium in Stuttgart hat den Standorten freie Wahl gelassen, mit welchen Software-Lösungen und Lehrmethoden sie diese Ausnahmesituation bewältigen. „Ich bin sehr froh, dass wir so schnell eine technische Lösung gefunden haben, die allen Dozent*innen und Professor*innen zur Verfügung steht, wenn sie dies wollen.“

Claudia Münch-Dinkel vom Education Support Center strebt an, das Thema E-Learning auch nach der Krise langfristig zu etablieren. „Unser Wunsch wäre es, Online-Module gezielt in den Grundlagen-Modulen anzubieten, die alle Studierenden durchlaufen müssen. Das hat den Vorteil, dass wir damit die unterschiedliche Vorkenntnisse unserer Studienanfänger*innen ausgleichen können und die Professor*innen und Lehrbeauftragten in den Vorlesungen dann gezielter auf Fragen und Fallstudien eingehen können.“

Studienberatung jetzt online, über Telefon und per E-Mail
Auch die Studienberatung hat sich den veränderten Zeiten angepasst. Die geplanten Infoveranstaltungen für die Monate März und April wurden vorerst abgesagt. Für Studienberaterin Katja Eickert läuft die Beratung jetzt über andere Kanäle: „Bisher konnte ich alle Anfragen entweder am Telefon oder per Videokonferenz beantworten.“ Präsentationen und zusätzliche Informationen werden per E-Mail versendet. Studieninteressierte wenden sich an <link>katja.eickert@heilbronn.dhbw.de, alle Informationen zum Studienangebot gibt es auch online unter <link http: www.heilbronn.dhbw.de>www.heilbronn.dhbw.de.