Duales Studium und Spitzensport: Rugby-Nationalspieler Felix Lammers im Interview

Spannende Wochen liegen hinter Felix Lammers: Der 22-Jährige hat ein entscheidendes Spiel für die Rugby-Nationalmannschaft hinter sich und studiert parallel im sechsten Semester BWL-Dienstleistungsmanagement mit der Vertiefung Sportmanagement an der DHBW Heilbronn. Mit der Deutschen Rugby-Nationalmannschaft trat er vergangenes Wochenende im Abstiegsrelegationsspiel gegen Portugal an. Durch die knappe 32:37-Niederlage musste das Team um Lammers in die Zweitklassigkeit absteigen. Dennoch ist der Spieler des Heidelberger RK motiviert, dies zu korrigieren: „Mein persönliches Ziel ist der direkte Wiederaufstieg.“

Im Interview verrät Felix Lammers unter anderem, wie es ihm gelingt, Spitzensport und Studium unter einen Hut zu bekommen, seine Ziele im Verein sowie in der Nationalmannschaft und warum Rugby in Deutschland noch nicht die gewünschte Popularität erreicht.

DHBW Heilbronn: Wie groß ist deine Enttäuschung nach dem knappen Abstieg mit der Deutschen Rugby-Nationalmannschaft aus der höchsten Klasse?

Felix Lammers: Die Enttäuschung ist immens. So ganz realisiert habe ich es auch noch nicht. Ich bin erst seit diesem Jahr in der Nationalmannschaft, habe diese Saison mein Debüt gegeben und damit dann die Spielzeit abzuschließen ist nicht einfach zu verkraften. Jetzt gilt es nach vorne zu schauen und den Wiederaufstieg anzustreben.

DHBW Heilbronn: Nach dem hohen Rückstand zur Pause seid ihr in der zweiten Halbzeit stark zurückgekommen. Wie bewertest du die Partie insgesamt?

Felix Lammers: Es wäre möglich gewesen, die Partie in der letzten Minute noch zu drehen. Wir waren in einer guten Situation und hätten mit einem Kick noch gewinnen können, knapper geht es eigentlich kaum. Nach der ersten Halbzeit nochmal so zurückzukommen, war bärenstark. In der ersten Hälfte sind wir einfach nicht ins Spiel gekommen, wobei die Portugiesen es auch sehr gut gemacht haben. Die waren super strukturiert, hatten allerdings auch vier Wochen Vorbereitung, während wir uns nur eine Woche vorbereiten konnten.

DHBW Heilbronn: In dieser Woche vor dem Spiel hattet ihr ein Trainingslager in Heidelberg. Welche Schwerpunkte wurden hier gesetzt?

Felix Lammers: Zum Ende der Saison wurde weniger auf physische Reize gesetzt, sondern es ging eher darum, die Spieler fit zu bekommen. Viele Teamkollegen waren in der Woche davor im Finale um die deutsche Meisterschaft aktiv, sodass auch Regeneration im Vordergrund stand. Zudem haben wir unser System aufgefrischt und uns natürlich mit dem Gegner auseinandergesetzt.

DHBW Heilbronn: An der DHBW Heilbronn studierst du im sechsten Semester BWL-Dienstleistungsmanagement mit der Vertiefung Sportmanagement. Wie schaffst du es, das duale Studium und den Spitzensport zu vereinbaren?

Felix Lammers: Das funktioniert nur durch die Unterstützung meines Dualen Partners und der DHBW Heilbronn. Natürlich ist auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Zeitmanagement nötig, denn sonst holt einen das spätestens bei den Klausuren wieder ein.

DHBW Heilbronn: Inwiefern hilft dir die Hochschule dabei, deine sportliche Karriere neben dem dualen Studium zu fördern?

Felix Lammers: Mein Studiengangsleiter Prof. Dr. Dirk Schwarzer hat mich von Anfang an unterstützt. Insbesondere bei Trainingseinheiten während der Vorlesungszeit wurden mir Freiräume geschaffen, sodass ich meine sportliche Karriere vorantreiben konnte. In meiner Freizeit habe ich dann die Studieninhalte nachgeholt, damit ich zum Ende des Semesters in der Klausurenphase auf dem gleichen Stand wie meine Kommilitonen war. Die haben mir auch dabei geholfen, dass ich alle Infos aus den Vorlesungen erhalte. Ich kann mich nur bei allen Beteiligten bedanken, dass sie mir das so möglich gemacht haben.

DHBW Heilbronn: Rugby hat in Deutschland noch nicht die Popularität wie in anderen Ländern erreicht. Woran liegt das aus deiner Sicht und wie kamst du zu dieser Sportart?

Felix Lammers: Ich bin erst recht spät zum Rugby gekommen, habe anfangs – wie fast jeder Junge – Fußball gespielt. Mit 15/16 Jahren habe ich mich entschieden, keinen Leistungsfußball zu spielen, obwohl ich höherklassig aktiv war. Ich bin dann mit meinem Vater, der selbst aktiver Rugbyspieler war, zur Saisonvorbereitung mitgegangen – ohne Intention, ich wollte einfach fit werden. Ich bin dann trotzdem beim Rugby hängengeblieben, wurde bei einem Spiel gescoutet und habe schließlich einen Vertrag beim Heidelberger RK angeboten bekommen, der mich dann weiter gefördert hat. Man könnte mich quasi als Quereinsteiger bezeichnen. Rugby ist in Deutschland noch eine Randsportart. Es gab zwar ein leichtes Hoch in den vergangenen zwei Jahren, allerdings hatte die Rugbyszene interne Probleme, die natürlich auch nicht förderlich waren für die Sportart. In Deutschland haben es generell alle Sportarten schwer, dem Fußball Konkurrenz zu machen. In anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich und vor allem Großbritannien, hat Rugby einen viel höheren Stellenwert und füllt die Stadien ähnlich wie beim Fußball. Die Rugby-Weltmeisterschaft ist das drittgrößte Sportereignis der Welt, nur in Deutschland findet es bisher nicht so den Anklang, wie wir es uns erhoffen.

DHBW Heilbronn: Was fasziniert dich an der Sportart?

Felix Lammers: Es ist eine Kontaktsportart, lebt aber viel von Werten, wie Fairness und Respekt. Im Spiel wirft man physisch alles hinein, kämpft gegen den Gegner, aber sobald die Partie beendet ist, ist es ein freundschaftliches Miteinander. Auch gegenüber den Schiedsrichtern herrscht großer Respekt, da gibt es keine Diskussionen, auch wenn man vielleicht eine Szene anders bewertet. Zudem ist es ein Teamsport, bei dem man noch mehr auf seine Mitspieler angewiesen ist, als in anderen Mannschaftssportarten.

DHBW Heilbronn: Welche Ziele steckst du dir beim Verein und in der Nationalmannschaft? Und wie geht es bei dir nach dem dualen Studium weiter?

Felix Lammers: Mein persönliches Ziel ist der direkte Wiederaufstieg mit der Nationalmannschaft. Wir haben in der höchsten Liga gespielt und da möchte ich auf jeden Fall wieder hin. Mit dem Verein hatten wir eine schwierige Hinrunde, wurden aber in der Rückrundentabelle Erster. Da ist es mein Ziel, mindestens ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. In den letzten drei Jahren wurden wir zweimal Meister, wäre schön, wenn das wieder klappt. Nach dem Studium sieht es aktuell so aus, dass ich bei meinem Dualen Partner übernommen werde. Ich bin sehr glücklich und erhalte auch die Unterstützung, um meinem Leistungssport nachzugehen.