Über den Atlantik westwärts – Studium und Auslandserfahrung als unschlagbare Kombination
Maike Schmitz, Absolventin des Jahrgangs 2013, studierte Konsumgüterhandel am Bildungscampus in Heilbronn. Schmitz, die vorher eine Ausbildung bei Lidl absolvierte, wollte auch für ihr Studium das bewährte Modell aus Theorie und Praxis beibehalten. Doch ihre Pläne reichten später weiter über den Atlantik. Nachdem sie mehrere Jahre als Verkaufsleiterin bei Lidl Großbritannien im Einsatz war, ist sie in der Killgerm Group zum International Sales Manager aufgestiegen. Wir haben sie nach ihrer Zeit an der DHBW Heilbronn und zu ihren Plänen für die Zukunft befragt.
Warum haben Sie sich für das duale Studium entschieden?
Nach dem Abschluss meiner Ausbildung bei Lidl war mir schnell klar, dass ich meine Karriere weiter voranbringen wollte. Jedoch war zu diesem Zeitpunkt das Modell „Vollzeitstudentin“ für mich keine Option. Einerseits wollte ich den Bezug zur Praxis nicht verlieren, aber andererseits wäre dies auch finanziell für mich nicht möglich gewesen. Von daher war und bin ich sehr dankbar, dass sich die Möglichkeit des Dualen Studiums geboten hat.
Wie sind Sie zu Ihrer heutigen Position gekommen?
Im letzten Studienjahr hat sich bei mir immer mehr der Wunsch herauskristallisiert, im Ausland zu leben und zu arbeiten. Nachdem ich dann ein paar Jahre als Verkaufsleiterin bei Lidl in UK tätig gewesen bin, war es irgendwann Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Ich wurde zu diesem Zeitpunkt von mehreren Headhuntern kontaktiert und arbeite jetzt bei der Killgerm Group. Mein Job als „International Sales Manager“ macht mir vor allem wegen seiner Vielseitigkeit und der Reisetätigkeit großen Spaß, es wird niemals langweilig.
Wie hilft Ihnen das im Studium Gelernte in Ihrer jetzigen Position?
Manche Inhalte der Vorlesungen im Fach „Handelsmarketing“ sind immer noch präsent, wenn ich jetzt Entscheidungen für Produktkampagnen treffe. Persönlich schätze ich am meisten, dass das duale Studium Eigenorganisation, strukturiertes Arbeiten und viel Eigenmotivation förderte – und forderte.
Wovor hatten Sie zu Studienbeginn am meisten Respekt?
Der Wechsel in eine andere Stadt war ein ganz neuer Anfang. Ich wusste auch nicht, ob ich den Inhalten des Studiums überhaupt gewachsen war.
Was würden Sie als Studienanfängerin heute anders machen?
Ich würde viel unbeschwerter an die ganze Sache herangehen. Es gibt von Seiten des Studiengangs so viel ausgezeichnete Unterstützung!
Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Studienzeit?
Dass ich dort meine beste Freundin kennengelernt habe: wir schwärmen beide bis heute von dieser tollen, gemeinsamen Zeit! Es ist fantastisch, dass man in den drei Jahren ein tolles Netzwerk aufbauen kann, von dem man auch noch Jahre später profitiert.
Was waren Ihre Lieblingsorte?
Ich habe oft und gerne in der Bibliothek am Campus gelernt. Und Bad Wimpfen ist vor allem zur Weihnachtszeit einen Besucht wert!
Was planen Sie in der Zukunft?
Wenn alles klappt, werde ich hoffentlich bald in den Vereinigten Staaten leben und arbeiten.
Warum möchten Sie gerne in den USA leben und arbeiten?
Den Traum in den USA zu leben und zu arbeiten habe ich bereits seit meiner Jugend. Besonders gut gefällt mir das amerikanische Mindset: Alles ist möglich! Think positive!
Neben den kulturellen Gegebenheiten fasziniert mich vor allem auch die geografische Vielseitigkeit: Big Cities, Berge und traumhafte Strände; es gibt immer etwas Neues zu entdecken!
Wie schätzen Sie den Einfluss des Brexits auf die Wirtschaft in Großbritannien ein? Haben Sie davon in Ihrem Job etwas bemerkt?
Da wir ein international agierendes Unternehmen sind, haben wir die Auswirkungen, gerade zu Beginn der „Post-Brexit-Zeit“, sehr massiv gespürt, denn der logistische und Supply-Chain-Aufwand hat sich intensiviert. Auf einmal waren Lieferungen, die vorher recht einfach und standardisiert abliefen, mit so viel mehr bürokratischem Aufwand und daher teilweise auch mit längeren Wartezeiten für unsere Kunden verbunden. Mit der Zeit hat sich das jedoch alles gut eingespielt und ich bin stolz auf mein Team, wie wir diese Herausforderung gemeinsam gemeistert haben.
Im Allgemeinen ist der Einfluss auf die Wirtschaft in Großbritannien schon zu spüren, da diverse Güter, die man „früher“ auch als Privatperson aus dem Ausland bestellt hat, nun mit Importzöllen behaftet sind. Da kauft man dann teilweise schon andere Produkte oder aber auch bewusst bei Unternehmen, die Läger hier vor Ort haben.
Welche kulturellen Unterschiede haben Sie zwischen GB und Deutschland festgestellt?
Nach über 6 Jahren, die ich nun hier lebe, kann ich sagen, dass die Unterschiede zwischen Engländern und Deutschen vielfältig sind und sich in verschiedensten Alltagssituationen bemerkbar machen.
Ein ganz offensichtlicher Unterschied zwischen Deutschland und England ist die Straßenverkehrsordnung, denn in England herrscht Linksverkehr. Dies kann, gerade am Anfang, und wenn man in einem mehrspurigen Kreisverkehr in der Mitte von London zur Rush Hour „gefangen“ ist, schonmal zu leichter Schnappatmung führen... aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran! Der Linksverkehr gilt übrigens auch auf Rolltreppen: „Stand on the right, walk on the left“ und wird bei Nichtbefolgung mit einem lauten „Excuse me!“ geahndet.
Weiterhin ist auch an dem Vorurteil „Engländer sind höflich, Deutsche eher direkt“ definitiv etwas dran. Gefällt einem englischen Kunden bspw. etwas überhaupt nicht, wird er viele höfliche Umschreibungen finden, um sein Befinden auszudrücken. Für geschäftliche Beziehungen ist daher ein wenig „vornehme Zurückhaltung“ sicherlich förderlich.
Smalltalks über das Wetter finden sehr viel häufiger statt als über private Themen. Konträr dazu wird man aber dann mit „My Love“ oder „My Darling“ angesprochen, und dass von wildfremden Menschen in Geschäften, Kunden oder Kollegen, die man niemals zuvor getroffen hat. Dies ist aber keinesfalls als Annäherungsversuch zu werten, sondern einfach Gang & Gäbe in der englischen Kultur.
Was möchten Sie der DHBW noch mit auf den Weg geben?
Weiter so! Wir hatten erstklassige Dozenten, Dozentinnen und Studiengangsleiter/-innen. Auch vom Sekretariat wurden wir immer bestens unterstützt. Ich habe mich auch riesig gefreut zu sehen, wie viele tolle neue Studiengänge inzwischen dazu gekommen sind. Eventuell wäre es ja auch eine Option, die Studiengänge zukünftig noch internationaler zu gestalten, zum Beispiel mehr Praxisphasen im Ausland anzubieten (sofern das für die Dualen Partner eine Option ist). Ein Semester im Ausland zu verbringen ist nicht nur für die fachliche, sondern vor allem für die persönliche Weiterentwicklung ein enormer Gewinn.