Food-Absolventin Kimmich führt besten Bioladen Deutschlands

„Paula & Björn“ betreiben gemeinsam den besten kleinen Bioladen Deutschlands. So das Urteil der Leser des Bio-Magazins „Schrot und Korn“. Paula, das ist Paula Kimmich, Absolventin des dualen Studiengangs BWL-Food Management und ehemalige Vorsitzende des Food-Management-Alumni-Vereins „Kulinaristen e.V.“. Wir haben mit ihr über ihr Studium, den Erfolg ihres Startups und gutes Essen geredet.

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit noch am meisten präsent?
Die gemeinsamen und gemeinsam organisierten Erlebnisse und die Exkursionen zu Unternehmen, in die man sonst nie Einblicke bekommen würde. Und vor allem der Kontakt zu Menschen, die mit einer Passion für gute Lebensmittel arbeiten.

Was konnten Sie aus dem Studium mitnehmen?
Neben einem Grundverständnis der betriebswirtschaftlichen Hintergründe ist in der Studienzeit vor allem ein buntes Netzwerk an „Foodies“ aus verschiedenen Jahrgängen entstanden. Ich weiß, dass ich zu vielen speziellen Themen einfach jemand anrufen kann, der sich damit bestens auskennt.

Als Gründerin sind Sie einen nicht ganz einfachen Weg gegangen. Gab es Zweifel?
Ich denke, ganz ohne Zweifel übersieht man wichtige Dinge. Deswegen: Klar, es gab und es gibt Zweifel, ob es nicht einen einfacheren Weg für mich gegeben hätte. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass es genau das ist, was ich wollte: Die große weite Welt der Lebensmittel selbst mitgestalten und dabei zeigen, dass auch ein kleiner Bioladen auf dem Land noch funktionieren kann.

Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Was raten Sie anderen Gründern?
Letztlich ist jede Gründung etwas sehr Persönliches, jede*r gründet aus ganz verschiedenen Motiven und mit ganz unterschiedlichen beruflichen Werdegängen. Daher ist mein Rat auch: Jede*r kann und sollte genau das tun, was zu ihm/ihr passt. Wenn Leidenschaft – für welche Sache auch immer –mit im Spiel ist, ist man eher bereit, Abstriche zu machen. Vor allem überträgt sich diese Begeisterung auf andere.

Food boomt, bewusste Ernährung auch. Ist es deshalb leichter, einen Bioladen zu betreiben?
Natürlich nützt uns ein allgemeiner Trend zu guter und bewusster Ernährung. Gleichzeitig besteht für mich die Aufgabe eines modernen Bioladens darin, auch die nicht-klassischen Bio-Kunden anzusprechen. Vermutlich setzt der Trend zu gesunder Ernährung die Hemmschwelle herab, einen Bioladen überhaupt zu betreten. Doch ob diese Leute dann wiederkommen, das hat jeder selbst in der Hand!

Wer sind Ihre Kunden? Gibt es auch Kunden, die Bio ganz neu für sich entdecken?
Da wir unseren Laden in der Mitte eines Dorfes führen, sind unsere Kund*innen zum einen die Dorfbewohner*innen – für manche sind wir ganz einfach die Nahversorger – und zum anderen sind wir auch Bioladen für die Bio-Kundschaft aus den umliegenden Ortschaften. Wenn wir es schaffen, Menschen, die vorher wenig mit Bio anfangen konnten, dafür zu begeistern, dann ist das ein tolles Gefühl. Meist geschieht das, weil wir sie durch die Qualität der Ware und unseren persönlichen Service überzeugen. Und das passiert immer öfter.

Muss gute Ernährung teuer sein?
Nein, gute Ernährung hat für mich in erster Linie mit Zeit zu tun. Wenn man etwas mehr Zeit in die Auswahl der Zutaten und die Zubereitung steckt, gezielt einkauft und Reste verwertet, kommt auch mit wenig Geld gutes Essen dabei heraus. Zeit und Leidenschaft sind der wahre Luxus und die wichtigste Zutat.

Lebensmittelverschwendung, gute und fair gehandelte Produkte – Essen wird auch immer öfter eine Frage der Lebenseinstellung. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ich erlebe täglich Kund*innen, die für sich ein bestimmtes Thema bei ihrer Ernährung entdeckt haben, das reicht von veganer und vegetarischer Lebensweise über reine Rohkost, gänzlich salzfreie Ernährung bis zur saisonalen und regionalen Versorgung. Ganz allgemein begrüße ich, wenn sich Menschen Gedanken über das machen, was sie zu sich nehmen.

Mir selbst liegt dabei besonders am Herzen, was das, was ich esse, mit meiner Umwelt macht. „Bio“ ist für mich selbstverständlich und der Mindeststandard. Unter diesem „Überbegriff“ entstand und entsteht vieles, was für mich dazugehört: Regionalität, Wertschätzung den Landwirten, den Tieren und der Natur gegenüber, Verzicht auf unnötige Verpackung und wenige, dafür umso bessere Zutaten.

Welches Produkt aus Ihrem Sortiment mögen Sie selbst am liebsten?
Das ist vermutlich die schwierigste aller Fragen. Am liebsten mag ich Produkte, die einfach und einfach gut sind und bei denen ich die Menschen kenne, die dahinter stehen. Daher ist mein Lieblingsprodukt das „Roggen Natur“ der Lokalbäckerei BrotZeit. Das Brot und die Menschen, die es backen, überzeugen uns so, dass wir dafür eine extra Logistik ausgedacht haben – mit Unterstützung unserer Kundschaft hier im Ort.