Graduierung 2019: "Wir nehmen mehr mit als nur den Bachelortitel"

Knapp 400 Absolvent*innen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn haben letzten Samstag in der Aula auf dem Bildungscampus ihren Bachelortitel verliehen bekommen. Die Verleihung der Urkunden erfolgte in drei Veranstaltungen verteilt über den gesamten Tag. Trotz steigender Absolventenzahlen garantiert die DHBW Heilbronn auch weiterhin ein hohes Niveau bei den Studienbedingungen: Bei der aktuellen Absolventenbefragung belegte Heilbronn wieder Platz eins bei der Gesamtzufriedenheit der Studierenden unter allen DHBW-Standorten.

Rasante Entwicklung auf dem Bildungscampus
„Ihr Studium hat genau hier vor drei Jahren begonnen“, begrüßte Prof. Dr. Otto Weidmann, Prorektor der DHBW Heilbronn die Gäste. Seitdem sei viel passiert: Der Bildungscampus ist gewachsen, es gibt eine neue Campusbrücke, eine neue Bibliothek und bald auch eine neue Mensa. Doch nicht nur viele neue Gebäude seien entstanden, „Sie haben an einer Fülle an Aktivitäten teilgenommen und sind dadurch als Person gewachsen“, freute sich der Prorektor. In der großen Nachfrage nach dualen Studienplätzen sieht Weidmann bestätigt, dass die DHBW Heilbronn wesentlich dazu beiträgt, die Region mit Fach- und Führungskräften zu versorgen. „Wir haben auch die Verantwortung, Bedarf der Wirtschaft früh zu erkennen und neue Themen in unsere Curricula aufzunehmen“. Besonders wichtig sei ihm die Digitalisierung. „In den kommenden Jahren werden wir die Weiterentwicklung digitaler Studieninhalte vorantreiben.“

Gesellschaftlichen Wandel aktiv gestalten
Nicht nur die Wirtschaft, sondern die ganze Welt befindet sich im Umbruch und stellt die Gesellschaft auf den Prüfstand. Absolventen und Gastredner schlugen in ihren Ansprachen nachdenkliche Töne an. Der erste Redner, Dr. Anton Knittel, Leiter des Literaturhauses, will die Absolvent*innen „zum Lesen verführen“, denn „in der Literatur wird alles verhandelt, was unser Leben so reich macht.“ Die Literatur sei voll von Verträgen, Pakten, Handelsabkommen, Nebenabreden und Geheimklauseln und behandle alle Themen der Ökonomie und Ökologie, Naturwissenschaft, Technik und des Handels. „Lesen ist ein zutiefst demokratischer und politischer Akt“, denn Bücher seien eine Einladung zum Nachdenken und Innehalten. Knittel ist sich sicher: „Wer liest, wird immun gegen Hate Speech. Wer liest, wird eher immun gegen Hate Speech, gewinnt vielleicht einen differenzierten Blick auf das Eigene wie auch das Fremde“.

Um die Zukunft des Handels und auch die persönliche Zukunft jeder*jedes Einzelnen ging es im zweiten Festbeitrag. „Vor 25 Jahren war ich genau in der gleichen Situation wie Sie heute“, erinnerte sich Lydia Kaltenbrunner, Personalvorstand Kaufland. „Um Ihre Ziele zu erreichen, ist es manchmal notwendig, die Komfortzone zu verlassen und den unbequemen Weg einzuschlagen.“ Dass sich das lohnt, sieht man an Kaltenbrunner selbst: Sie begann ihre Karriere bei Lidl in Österreich, als das Unternehmen dort noch unbekannt war. Jetzt hat sie als Personalvorstand bei Kaufland die Verantwortung für 140.000 Mitarbeiter in neun Ländern.

Der Gründer und Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft, Rudolf Bühler, stand am Pult –barhäuptig und ohne seinen Hut. Genauso offen und schonungslos war seine Mahnung an die Gesellschaft: „Essen“, so Bühler, „ist eine politische Handlung.“ Wer zu Fast Food greife, fördere den Ressourcenverbrauch und beschleunige den Klimawandel. Preise lassen sich nicht nur an Effizienz festmachen. Zukünftig müssen landwirtschaftliche Produkte an ihrem Ressourcenverbrauch bilanziert werden. Als zukünftige Fach – und Führungskraft in der Lebensmittelbranche seien die Absolvent*innen ein wichtiger Teil der Agrarwende. Dafür ist es notwendig, auch über den Tellerrand und die Landesgrenzen hinaus zu schauen.

Studentisches Engagement
Den DAAD-Preis für besondere Leistungen und interkulturelles Engagement erhielt in diesem Jahr Rebekka Rogokeni aus dem Studiengang BWL-Handel. Die Griechin engagierte sich neben ihrem Studium als Patin für neue Student*innen aus dem Ausland. Beim Preis für Wirtschaft und Ethik gab es in diesem Jahr zwei Preisträger: Elias Mittnacht aus dem Studiengang BWL-Handel und Isabel Oberbeck aus dem Studiengang BWL-Food Management. Beide Studierende entwarfen in ihren Bachelorarbeiten Nachhaltigkeitskonzepte, die dann bei ihrem Dualen Partner umgesetzt wurden.

Mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wünschte sich der ehemalige Vorsitzende der Studierendenvertretung Joshua Rippelmeier, dass die Absolvent*innen Verantwortung für eine Gesellschaft übernehmen, in der „Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Ausgrenzung nichts zu suchen haben“. Auch die Kulinarik, betonten die Food Manager Julia Müller und Sebastian Schleicher in ihrer Rede, war schon immer ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen. Diesen Austausch wollen sie auch nach dem Studium fortführen und gemeinsam mit ihren ehemaligen Kommiliton*innen „ihr Wissen und ihre Leidenschaft für das Essen in die Welt hinaustragen“. Nach 57 Klausuren und 1500 Vorlesungsstunden freute sich Lucas Ring, Absolvent des Studiengangs BWL-Dienstleistungsmanagement, das Ziel erreicht zu haben. „Doch wir nehmen mehr mit als nur den Bachelortitel“, freut sich Ring. „Freundschaften fürs Leben und wertvolle berufliche Erfahrungen“.

 Gemeinsam für die Zukunft
„Ein starkes Netzwerk kann Sie tragen“, fasste Prorektor Weidmann zusammen. „Es kann Sie weiterbringen, nicht nur beruflich, sondern auch bei Ihren ganz persönlichen Zielen“. Mit dem Alumni-Programm und den Kulinaristen können die Absolvent*innen auch in Zukunft Kontakt halten und neue Verbindungen schaffen. Es gäbe viele Anlässe, nach Heilbronn zurückzukehren, z.B. die Eröffnung der neuen Mensa und das Programm des Alumni-Vereins. Mit dem Song „Ein Hoch auf uns“ der Band JIVE, die den Tag musikalisch begleitete, stimmten die Musiker auf den anschließenden Bachelorball ein.