In den Raum hinein: Ausstellung SCHICHTWEISE der Künstler Grupp und Sammet an der DHBW Heilbronn eröffnet

Seit letzter Woche stellen die Künstler Joachim Sammet und Petra Grupp ihre Werke an der DHBW Heilbronn aus und zeigen einen virtuosen Umgang mit Sumpfkalk, Papier und anderen Materialien. Zur Vernissage am Donnerstag in der letzten Woche kamen über 150 Besucher*innen.

Prof. Dr. Tomás Bayón begrüßte die Gäste zur mittlerweile 26. Vernissage an der DHBW Heilbronn und freute sich, dass die DHBW Heilbronn neuer Kunst wieder einen Raum gibt und sie der Heilbronner Öffentlichkeit zugänglich macht. 

Roh, frisch, unvoreingenommen – so sollte der Blick sein, den die Laudatorin und freie Rednerin Maike Endresz auf die Bilder der Ausstellung werfen wollte. Kein Googlen, kein Social Media, keine Recherche vorab. Was dann kam, waren Erinnerungen und Emotionen, die allein durch die Bilder, Farben und Formen an die Oberfläche gespült worden: der Geruch Ledereinbände in der New York Library, die Lavendelpastillen der Großmutter, die Rotwein-Glasränder auf dem alten Küchentisch. 
Formen scheinen sich aus der Leinwand heraus zu lehnen, der Sumpfkalk bricht in Rissen an der Oberfläche, braune Beize und erdige Farben geben dem Ganzen ersten Stock eine Art Substanz und einen Boden für das, was zwei Etagen darüber aus den Leinwänden und ehemaligen Plakaten sprießt: Efeu, Papiergewächse, Fischkelche, Wasserpflanzen aus Papiercollagen und Blüten in ovalen Formen. 

Experimente mit Material und Farbe
Was beide Künstler vereint, ist virtuose Umgang mit verschiedenen Materialien. Während Petra Grupp das Kaffeefilter-Papier in Fischschuppen verwandelt, verarbeitet Sammet eher das getrocknete Kaffeepulver auf seinen Leinwänden. Schicht um Schicht wird aufgebaut, angefügt und transformiert, dann wieder weggekratzt und aufgebrochen. Diese Perfektion haben sie sich in langjähriger Auseinandersetzung mit den Stoffen angeeignet: 
Seit 2019 arbeitet er und gibt Kurse in seinem Schlossatelier in Bonfeld. Sammet ist er Autodidakt, hat vor vielen Jahren seine Reise selbst Malkursen begonnen, dann aber bei der Arbeit mit Strukturmaterialien schnell gemerkt: Das ist seine Leidenschaft, das fasziniert ihn. Sammet hat sich ständig weitergebildet, hat experimentiert und gelernt. Jetzt stellt er alle Materialien und Farben selbst her und hat so Einfluss auf die Qualität und Konsistenz. Er arbeitet gerne mit Marmormehl und Sumpfkalk. Sumpfkalk lagert ganze sechs Jahre in Wasser und erhält so eine cremige Konsistenz. Auf den Leinwänden liegt es ganz sacht auf und reagiert schnell auf Bewegung oder Wasser. Und man kann noch soviel Erfahrung sammeln, jedes Mal reagiert das Material neu. „Dieses Loslassen von Kontrolle, das muss man lernen und können“, sagt Sammet über den Prozess. Für viele seine Schüler*innen ist das am Anfang nicht einfach. Sammet jedoch fasziniert das Probieren und das Unerwartete: ständig experimentiert er mit neuen Materialien, mit Acrylfarbe und Champagnerkreide, glänzenden Farbpigmenten und Schelllack, mit Gips und verschiedenen Bindern. Was als nächstes kommt? Vielleicht Holzasche, vielleicht Blütenstaub – wer weiß es? 

In die dritte Dimension 
Petra Grupp studierte an der Faber-Kastell-Akademie in Nürnberg und hat mit dem zweidimensionalen Raum begonnen, das Papier, die Leinwand als Träger von Materialien. Später hat ist der Werkstoff immer mehr in den Raum hineingewachsen. Und auch das Repertoire hat sich erweitert „In Collagen setzte ich Papier so ein, als ob ich mit dem Pinsel malen würde“.  Heute entwirft sie nicht nur Mixed-Media-Art, sondern ganze 3-D-Objekte und Skulpturen aus Papier.  „Der Rohstoff Papier ist wertvoll. Ich arbeite mit Materialien, die sonst in der Tonne gelandet wären. Alte Plakate, Kaffeefilter, Landkarten, lange Fotopapierrollen – alles fließt in die Arbeit ein und wird im Prozess transformiert und neu zusammengefügt“. Das Experiment, so Grupp, sei spannend. Denn Papier ist ein Werkstoff, der immer auch Grenzen aufzeigt. Manchmal ist es zu fragil und reißt beim Arbeiten mit Wasser. Oder es ist fast kartonstark und lässt sich schwer formen. 
Ihre nächste Reise geht in die Schweiz: Dort ist sie Artist in Residence in der Kartause Ittlingen. In der Abgeschiedenheit der Natur möchte sie sich mit Fragen der Wandlung beschäftigen: Was passiert, wenn Papier verrottet, wenn die Blätter und Blüten verwelken? Wie kann man diese Vergänglichkeit in der Kunst einfangen? Neue Fragen und neue Antworten – und viele Experimente, das ist sicher.

Die Ausstellung „SCHICHTWEISE“ kann zu den Öffnungszeiten der DHBW Heilbronn (Mo – Fr von 08:00 – 17:00 Uhr) bis Anfang 2025 besichtigt werden.