Lebensmittelhandel und Slow Food

Die Rolle des Essens für die Entwicklung der Erde war das große Thema von Dr. Ursula Hudson, 1. Vorsitzende des Slow Food Deutschland e.V. bei ihrem Vortrag im Rahmen des Studium Generale an der DHBW Heilbronn. Sie sprach am 23.2.2016 in der Aula auf dem Bildungscampus.

"Das Thema von Dr. Ursula Hudson passt gut zu den Inhalten unserer Studiengänge BWL-Handel und BWL-Food Management. Die Gedanken von Slow Food spielen auch in verschiedenen Vorlesungen eine Rolle", begrüßte Rektorin Prof. Dr. Nicole Graf Dr. Ursula Hudson, die 1. Vorsitzende des Slow Food Deutschland e.V., die ihrer Einladung zum Vortrag gefolgt war. "Neben der Betriebswirtschaftslehre wird im Studiengang BWL-Food Management auch Wert auf die Vermittlung von kulturwissenschaftlichen, soziologischen oder auch ökotrophologischen Inhalten gelegt", zog Graf die Verbindung zum Studium an der DHBW Heilbronn und übergab das Mikrophon an die Rednerin.

"Essen ist ein politischer Akt" stellte Dr. Hudson fest und erläuterte: "Unser Lebensmittelsystem, global betrachtet einer der größten Wirtschaftsfaktoren, ist auch eine der wichtigsten Ursachen für Klimawandel, Artensterben, Bodendegradation, Wasserverschmutzung, Wasserknappheit, soziale Ungerechtigkeit und, mit Blick auf die gegenwärtigen Herausforderungen, ebenso für Flucht und Vertreibung." Einen genauen Blick warf sie auf die Rolle des Lebensmittelhandels bei der Umgestaltung der Lebensmittelgewinnung nach dem Ansatz von Slow Food.

Hudson skizzierte in ihrem ersten Vortragsteil das aktuelle Lebensmittelsystem und seine Probleme. Wenn wir mit den Lebensmitteln dieser Welt 12 Milliarden Menschen ernähren könnten und dann doch eine Milliarde hungert, wo nur sieben Milliarden Menschen auf der Welt leben - dann sei das Lebensmittelsystem wohl aus den Fugen, diagnostizierte sie. Und fordert: "Es muss vielmehr darum gehen, weiser, klüger zu erzeugen und Verteilungsgerechtigkeit sicherzustellen."

In einem zweiten Schritt ging Hudson auf die Lebensmittelproduktion ein. Ihr kritischer Blick galt dabei den industriell verwendeten Inhalts-, Zusatz-, Hilfs- und Aromastoffen. An der Herstellung von Erdbeerjogurt verdeutlichte sie, dass dabei häufig "weit und breit keine Erdbeere zu sehen ist." Wesentlich für Lebensmittel im Sinne von Slow Food seien u.a. handwerkliches Können, Erfahrung, Engagement, der Respekt vor Natur und Tieren und die auskömmliche Vergütung aller Beteiligten, stellte sie ihren Gegenentwurf dar.

Im dritten Schritt ihres Vortrags präsentierte die Slow Food Vorsitzende notwendige Veränderungsschritte. Sie forderte mit Nachdruck eine gemeinsame Lebensmittelpolitik in Europa und eine gesamtgesellschaftliche Diskussion verbunden mit einer steigenden Wertschätzung und Bewußtheit beim Thema Lebensmittel. "Es gibt, wir wissen das alle, kein Wirtschaftsmodell, in dem es möglich ist, große Mengen billige Lebensmittel zu produzieren, ohne dabei die Umwelt zu zerstören", nahm sie auch die Lebensmittelkonzerne und -Händler in die Pflicht.

Die regionale Beschaffung von Lebensmitteln, die komplette Umstellung auf biologische Landwirtschaft oder die Beachtung von Umweltkosten bei der Preisfindung nannte sie als Ansatzpunkte für den Wandel. Wichtig, da ist Hudson ganz deutlich "ist jemand, der den ersten Schritt macht. Das ist verständlicherweise schwierig im Konkurrenzkampf auf dem Markt." Aber weiter so, sei eben auch keine Option.

Für die Studierenden hatte sie dann zwei abschließende Botschaften. Bildung müsse Alltagskompetenz beim Thema Lebensmittel schaffen und zweitens appelliert sie "brauchen wir viel mehr Vorreiter-Menschen, die andere auf diesen Weg mitnehmen."