Lösungen für die Zukunft: Interview zum neuen Studiengang BWL-Technical Management
Im Oktober startet der neue Studiengang BWL-Technical Management mit dem Fokus auf Wertstoffmanagement und Recycling an der DHBW Heilbronn. Wir sprachen mit der ersten eingeschriebenen Studentin, Amelie Gruber, und dem Dualen Partner der ersten Stunde, der PreZero Stiftung & Co. KG. Einblicke in den Millardenmarkt Kreislaufwirtschaft gibt der neue Studiengangleiter Prof. Dr. Andreas Reichert.
Frau Gruber, wie sind Sie auf den Studiengang aufmerksam geworden und warum haben Sie sich dafür entschieden?
Auf den dualen Studiengang „Wertstoffmanagement & Recycling“ bin ich durch PreZero aufmerksam geworden. Dort habe ich mich initiativ auf das Thema Umwelttechnik beworben, daraufhin wurde mir der neue Studiengang vorgestellt. Für den Themenkomplex Umweltschutz und Nachhaltigkeit interessiere ich mich schon immer und will gerne selbst etwas verändern können. Demonstrationen für mehr Nachhaltigkeit sind schön und gut, aber bringen direkt eher wenig Veränderung. Meiner Meinung kann die Industrie hier einen deutlich effektiveren Weg zu mehr Nachhaltigkeit aufzeigen: Dort werden Anreize geschaffen und es gibt mehr und andere Möglichkeiten, die Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu bewegen. Von der Art des dualen Studiengangs erhoffe ich mir einen hohen Praxisbezug.
Wie sind Sie zu Ihrem Dualen Partner gekommen?
PreZero hat mir auf meine Initiativbewertung für ein duales Studium einen Studienplatz für „Wertstoffmanagement & Recycling“ angeboten. Ich freue mich darauf, Konzepte für die umweltfreundliche Produktion in der Industrie mit zu entwickeln. Doch fast am wichtigsten ist mir einen Weg zu finden, alle Menschen einzubeziehen, den ökologischen Aspekt nicht aus den Augen zu lassen und gleichzeitig auch die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.
Was interessiert Sie an den Themen Wertstoffmanagement und Recycling?
Wertstoffmanagement und Recycling verbinden für mich die zentralen Aspekte einer modernen Gesellschaft. Bestehende Probleme müssen durch moderne Technik gelöst werden und gleichzeitig müssen schon die Lösungen für die Zukunft konzipiert werden. Zudem ist für mich Recycling einer der größten – wenn nicht sogar der größte Aspekt – eines nachhaltigen Lebens. Denn Abfall gibt es immer und wird es auch immer weitergeben. Daher müssen wir neue Wege finden: Weg von den Gedanken, dass aus einem Produkt einfach irgendwann Abfall wird. Hin zu dem Gedanken, dass aus einem Produkt nach seiner Nutzung wieder ein Wertstoff wird, den wir in einem Kreislauf wieder als Rohstoff für neue Produkte nutzen können. So können wir die Müllmenge deutlich reduzieren, die nicht mehr weiterverwendet wird, denn aus wertlosem Abfall wird eine wertvolle Ressource. Und das Gute dabei ist, dass Recycling ein perfektes Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften ist, denn es schützt die Umwelt, ist auf langfristige Sicht ökonomischer für die Unternehmen und erhöht die Lebensqualität vieler, die aktuell noch von den Auswirkungen der Müllproblematik beeinträchtigt sind.
Frau Müller, PreZero ist Dualer Partner der ersten Stunde. Welche Chancen sehen Sie im neuen Studiengang?
Wir bieten in unserem Unternehmen bereits verschiedene Studiengänge an, bei denen Nachhaltigkeit bzw. Wertstoffmanagement und Recycling nicht direkt im Fokus stehen und erst durch uns als Dualer Partner die Verknüpfung zu diesen Themen entsteht. Mit dem neuen Studiengang erhoffen wir uns, dass unsere Studierenden direkt im Studium einen noch tieferen Einblick in die Materie bekommen. Mit unserer Vision „Neues Denken für ein sauberes Morgen“ beschäftigen wir uns täglich damit, die Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Dafür ist der Einblick in neue Ideen aus der Wissenschaft sowie die Zusammenarbeit mit dem akademischen Umfeld unerlässlich, um kreative Nachwuchskräfte für unsere Arbeit zu begeistern, Prozesse neu zu denken und Veränderungen voranzubringen.
Was hat Sie überzeugt, Dualer Partner zu werden?
Die Ausbildung junger Menschen spielt bei uns im Unternehmen eine wichtige Rolle. Nur so können wir Menschen für unsere Themen begeistern und Experten ins Haus holen. Der Wechsel von Theorie und Praxis, den der duale Studienaufbau bietet, gibt unseren Studierenden die Möglichkeit das Wissen aus der Hochschule direkt bei uns im Unternehmen anzuwenden und hier weiter zu vertiefen. Dadurch lernen sie bereits von Beginn an unsere betriebsinternen Strukturen kennen. Und auch für das Unternehmen sind die immer wieder neuen Einblicke aus dem Studienumfeld wichtig, um am Ball zu bleiben. Eine Win-Win-Situation!
Was erwartet die Studierenden in den Praxisphasen?
Unsere Studierenden beginnen im September mit dem Begrüßungsmonat. Dabei lernen sich alle Neueinsteiger untereinander kennen, erhalten grundlegende Infos zum Unternehmen, erste Schulungen sowie ihre Hardware. Des Weiteren werden sie in ihre Stammfachbereich eingeführt und bekommen so erste Einblicke in die Aufgaben des Bereichs.
Während unseres dualen Studiums leben wir das Stammfachbereichsprinzip: Jeder und jede Studierende ist in den drei Jahren einem Stammfachbereich zugeordnet, lernt die Prozesse von A bis Z kennen und arbeitet an spannenden und abwechslungsreichen Aufgaben mit. Unsere Studierenden erwartet so eine Verbindung aus strategischen und operativen Tätigkeiten.
Während der gesamten drei Jahre steht unseren Studierenden ein fachlicher Betreuer aus dem Stammfachbereich zur Verfügung, der sie während der Praxisphasen betreut. Zusätzlich erhalten sie einen Jahrgangspaten aus einem höheren Studienjahr, der ihnen bei allen Fragen – besonders am Anfang – zur Seite steht. Auch unser Team „Einstiegsprogramme“ aus der Personalabteilung steht bei allen Angelegenheiten zur Verfügung. So gewährleisten wir eine Rundumbetreuung.
Wie sieht die Zukunft des Wertstoffmanagement und Recycling aus?
Die zunehmende globale Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz führen dazu, dass auch nachhaltige Entsorgungs- und Recyclinglösungen als wichtiger Hebel in den kommenden Jahren immer bedeutender werden. Außerdem muss Abfall reduziert und Ressourcen effizienter genutzt werden. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher werden sich bewusster mit dem Thema auseinandersetzen und verstärkt nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen suchen. Daher übernimmt PreZero schon jetzt frühzeitig Verantwortung und will diese Entwicklungen nicht nur begleiten, sondern auch aktiv vorantreiben. Hierfür stellen wir uns entlang der gesamten Wertschöpfung auf, um nachhaltig und ganzheitlich eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu fördern und so eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen zu schaffen.
Wie gestaltet sich das Curriculum der Studierenden?
Wir bieten ein breites Spektrum von betriebswirtschaftlichen Themen, über Ökobilanzen, Managementtechniken, technischen Fächer bis zu spezifischen Fächern der Recyclingbranche an, zudem unternehmen wir noch Exkursionen z.B. in moderne Sortieranlagen, um die Themen in der praktischen Umsetzung zu erleben.
Prof. Dr. Reichert, Sie werden den neuen Studiengang an der DHBW Heilbronn leiten. Was erwartet die Studierenden an der DHBW Heilbronn und am Bildungscampus?
Ein moderner Campus mit einer neuen Bibliothek und Mensa und attraktiver Ausstattung. Die Studierenden profitieren von der Kooperation der auf dem Campus ansässigen Bildungsinstitutionen. Das Fraunhofer Institut zum Beispiel ist in der Forschung im Bereich Ver- und Entsorgung tätig und wird sich im Studiengang mit einbringen.
Welche Trends werden in den nächsten Jahren einen großen Einfluss auf die Wirtschaft haben?
Das ganz große Thema ist die Circular Economy, also die Kreislaufwirtschaft. Es besteht die große Herausforderung, diese Kreisläufe zu etablieren und zu schließen. Bereits bis 2030 wird die Kreislaufwirtschaft – laut einer Studie der Circle Economy aus dem Jahr 2019 – ein wesentlicher Treiber für Wirtschaftswachstum und Innovation sein. Dazu müssen die Prozesse betriebswirtschaftlich und technisch umgesetzt werden.