Neue Studie: Bargeld trotz Pandemie immer noch unverzichtbar
Wird das Bargeld weiter an Bedeutung verlieren? Sind Apple Pay, Google Pay und Co. gekommen, um zu bleiben? Werden wir in Zukunft nur noch mit Smartphone und Smartwatch zahlen? Die vorliegende sechste - vom Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC) unterstützte - Untersuchung der DHBW Heilbronn unter der Leitung von Professor Ludwig Hierl rund um das Themengebiet (Mobile) Payment widmete sich unter anderem der Fragestellung, ob und wie sich das Zahlungsverhalten durch die Covid-19 Pandemie verändert hat und wie es sich weiterentwickeln wird. Hauptziel der Studie ist es, für den Handel operative und strategische Handlungsimpulse zur (proaktiven) Reaktion auf Payment-Marktveränderungen abzuleiten.
An Point-of-Sales wird seit Beginn der Pandemie darum gebeten, kontaktlos zu bezahlen und aus hygienischen Gründen auf die Verwendung von Scheinen und Münzen zu verzichten. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Hält sich die Bevölkerung an die Bitte oder gibt es nach Jahren der Restriktionen sogar eine Trotzreaktion? In seiner neuesten Studie untersucht Prof. Dr. Ludwig Hierl, Handelsexperte der DHBW Heilbronn, gemeinsam mit seinen Studierenden das Zahlungsverhalten durch eine Online-Umfrage. Der Altersdurchschnitt der 708 Teilnehmer*innen lag mit 31 Jahren deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Barzahlung noch nicht verdrängt, aber unbares Zahlen deutlich erhöht
Unter den Befragten herrscht eine eindeutige Tendenz zur Barzahlung: Im Rahmen einer Mehrfachnennung erfolgte an erster Stelle die Barzahlung (73 Prozent), an zweiter Stelle die Debitkartenzahlung (64 Prozent) und an letzer Stelle die Zahlung mit Kreditkarte (33 Prozent). Nach Corona ist die Zahl der unbaren Zahlungen um das Doppelte gestiegen: Während vor der Pandemie 24 Prozent aller Befragten ungefähr 80 Prozent ihrer Einkäufe unbar abwickelten, sind es jetzt schon 46 Prozent, die den größten Teil ihrer Einkäufe unbar abwickeln. Drei von vier Studienteilnehmer*innen nutzen bereits oft die Kontaktlosfunktion ihrer Debit- oder Kreditkarte.
Smartpay holt rasant auf – Männer deutlich technikaffiner
Ein Viertel aller Befragten haben angegeben, dass sie ein Smartphone zur Zahlung benutzen, bei der Smartwatch waren es bereits 12 Prozent. Dabei ist auffällig, dass Männer häufiger die neuen Zahlungsmethoden nutzen. Neue Zahlungsmethoden auszuprobieren, das hat nicht nur praktische Gründe: Wer mit dem Smartphone oder der Smartwatch zahlt, gehört zu einer jungen und technikaffinen Zielgruppe. Erstaunlich dabei ist jedoch, dass die Altersklasse 36 bis 45 Jahre die meiste Erfahrung bei der Anwendung von Smartpay hat. Nach eigenen Angaben haben dort bereits 63 Prozent aller Befragten Smartpay ausprobiert. Gründe für die Nutzung von Smartpay sind das einfache Handling und die Zeitersparnis, Hygiene spielt eine untergeordnete Rolle.
Smartpay – eine Zahlungsart mit Perspektiven
Die Studie hat ergeben, dass 88 % (86 % der Frauen, 89 % der Männer) der 236 Studienteilnehmer*innen mit Smartpay-Erfahrung zukünftig vermehrt mobil bezahlen möchten. Ein zusätzlicher Anreiz wären Rabattaktionen und extra Kundenterminals für Smartpay-Zahlungen. Doch auch bei der Gruppe, die Smartpay bisher noch nicht nutzte, kann sich die Hälfte der Befragten vorstellen, die Zahlungsmethode in Zukunft auszuprobieren.
Fazit: Die Bargeldnutzung wird in Deutschland nicht so schnell ad acta gelegt werden. Corona hat zwar die unbare Zahlung erhöht, aber der Anteil der Barzahlungen ist immer noch signifikant. Trotz der Aufforderungen, aus Hygienegründen unbar zu zahlen, ist der Griff nach Münzen und Scheinen im Portemonnaie immer noch weit verbreitet.
Die Studie wird ergänzt durch einen weiterführenden Einblick und Diskurs zu den Themengebieten Handel, Innovation und Inflation durch die Gastautoren Stephan Rüschen („Mobile Payment – mehr als nur eine alternative Zahlungsmethode“), Marcus W. Mosen („Paymentdienstleistung – Innovation ersetzt Tradition“) und Oliver Letzgus („Die Rückkehr der Inflation“).
Prof. Dr. Ludwig Hierl:
Payment 2021 – Stand, aktuelle Entwicklungen sowie Ausblick
Schriftenreihe der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Band 15
Februar 2022
Verlag Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 9-783-754-37803-8
ISSN: 2509-9817 (Band 15)
<link www.bod.de/buchshop/payment-2021-ludwig-hierl-9783754378038www.bod.de/buchshop/payment-2021-ludwig-hierl-9783754378038 external-link-new-window "Opens internal link in current window"> Hier</link> geht es zum Band der Schriftenreihe.