Retail Innovation Days Special: Mit Smart Stores in eine neue Zukunft des Einkaufens

Die Retail Innovation Days Online Special Edition des Studiengangs BWL-Handel der DHBW Heilbronn fanden in diesem Jahr nicht nur digital unter Corona-Bedingungen statt, auch das Format war neu: Statt wie bisher eine Bandbreite an aktuellen Entwicklungen abzudecken, tauchten die Organisatoren gemeinsam mit den Fachexpert*innen tief in das Thema „Smart Stores 24/7“ ein. 1.302 Zuschauer nahmen per YouTube-Livestream an der Veranstaltung teil und informierten sich über den digitalen Einkauf von morgen.

Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der DHBW Heilbronn, begrüßte die Gäste der DHBW Heilbronn „Mit über 300 Handelsstudierenden sind wir elf Jahren zu einer der bedeutendsten Qualifizierungsstätten des Handels gewachsen.“ Quantität und Qualität gehen an der Studienakademie Hand in Hand. „Beim renommierten CHE-Ranking 2020 schnitt die DHBW Heilbronn als bester dualer Standort für BWL-Studiengänge ab“, freut sich die Rektorin. Mit den neuen Studiengängen Wirtschaftsinformatik und BWL-Digital Commerce Management macht die Studienakademie ihre Absolvent*innen fit für die digitalen Innovationen im Handel – Innovationen wie unter anderem auch die Smart Stores.

Smart Shoppen nimmt Fahrt auf – 28 neue Konzepte in Europa
Ob futuristisch-silbrige Kuben oder nachhaltige Holzkonstruktionen mit Gründach, ob ein Kühlschrank oder gleich ein ganzer Dorftreffpunkt – um die hochentwickelte Technik im Inneren hat sich eine Vielfalt an Konzepten entwickelt. Im neuen Whitepaper der Reihe Handelsmanagement „24/7 Stores – Status quo und Ausblick“ zählt das Team um Prof. Dr. Rüschen allein 18 Konzepte allein in Deutschland. Für die Branche haben die Stores eine hohe Relevanz, das Thema nimmt aktuell Platz 4 unter den Zukunftsprojekten aller deutschen Händler ein. Zwei neue Stores eröffneten am Montagmorgen in direkter Nachbarschaft auf dem Bildungscampus Nord.

Snacks per App - shop.box und collect.box auf dem Bildungscampus
Shop.box und collect.box heißen die beiden von der Schwarz IT entwickelten Stores, in denen bis zu 250 Produkte Platz finden. In der collect.box werden über ein Terminal die gewählten oder vorab über eine App reservierten Artikel automatisiert in einem Ausgabefach bereitgestellt. In der shop.box wird das Sortiment traditionell in Regalen präsentiert, die Artikelerfassung via verschiedener Sensoren im Store und dem automatisierten Bezahlprozess mittels App ist hochinnovativ. Der übliche Checkout beim Verlassen des Stores entfällt. Beide Konzepte sind reine Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die im Rahmen der Digitalisierungsstrategie der Schwarz Gruppe getestet werden. Ob einzelne dieser Konzepte Marktreife erreichen, steht dabei nicht im Mittelpunkt, ein Rollout in die Handelssparten ist nicht geplant.

Hightech mit Hobbit-Feeling
Sören Gatzweiler, Projektveleiter des Ministore-Konzepts teo von tegut hat bereits drei Awards für TEO (reta-Award, „Store of the Year 2020“ und den „Innovationspreis Handel“) erhalten. Das Konzept ist innovativ, nachhaltig und bietet am Standort viele Mehrwert-Module. Auf 130 Quadratmeter hat der Kunde eine Auswahl aus bis zu 1.000 Artikeln, aufgrund der Nachfrage wird TEO das Angebot an Obst und Gemüse ausbauen. Der Grab-and-Go-Store bietet neben der App auch eine Bezahlmöglichkeit per Kreditkarte und EC-Karte mit RFID-Chip an – was sich vor allem für die ältere Kundengeneration auszahlt. Von außen gleicht der Ministore einem Holz-Zylinder. Das Holz stammt aus regionalen Wäldern, auf dem Gründach wächst eine Blumenwiese für Bienen und Insekten. Mit einer Sitzgelegenheit, einer Pack- und Fahrradreparaturstation und einem Büchertauschregal bietet teo dem Kunden einen Mehrwert über das Shoppen hinaus.

Tante Emma und tante.enso – die neuen digitalen Dorfzentren
Leere Dörfer ohne Läden und Dorfleben, das ist in Deutschland leider immer öfter traurige Realität. Wenn es nach den Anbietern von Emmas Tag und Nacht Markt und Tante Enso geht, dann haben verwaiste Dörfer demnächst die Wahl. Nach dem erfolgreichen Launch erreichen die Unternehmer aller Ministores oft Hunderte von Anfragen aus Gemeinden und Städten. Seit Emmas Tag und Nachtladen im 1.200-Seelen-Dorf Altengottern eröffnete, erfuhr der Ort 50 km westlich von Erfurt großes Medieninteresse. Emmas Tag und Nachtladen versteht sich nicht nur als Minimarkt, sondern möchte digitales Dorfzentrum sein. Das Team um Erwin Kuglmeier arbeitet eng mit den Gemeinderäten und den Bürgermeistern zusammen: Vor dem Tante-Emma-Digitalshop befindet sich ein Infoscreen mit Nachrichten aus dem Amtsblatt. Der Vollsortimenter integriert das Angebot lokaler Metzger und Bäcker und andere regionale Spezialitäten in seine Produktauswahl.

Aber nicht nur Emmas Tag und Nacht Markt, sondern auch Tante Enso ist erfolgreich zur Rettung des Dorfladens angetreten. Einmalig in Deutschland funktioniert dieser Lebensmitteleinzelhändler nach dem Genossenschaftsprinzip. Finden sich 300 Interessenten und investieren als neue Genossenschaftsmitglieder einen Standort, dann kommt Tante Enso mit dem 120 Quadratmeter-Container. Die erste Rettungsaktion fand in Niedersachsen statt, der zweite Store ist in einem Seniorenheim in Stuttgart angesiedelt. Der Minisupermarkt geht einen neuen Weg: Neben konventionellen Produkten werden auch qualitativ hochwertige und innovative Food Pioniere angeboten, sie machen 15 Prozent des Vollsortiments aus. Das Konzept kommt an: für dieses Jahr allein sind 16 neue Läden geplant. Norbert Hegmann, CEO von myenso, sieht Potential für 500 und mehr Standorte.  

Kontaktlos einkaufen mit TYPY
Die Nachfrage bestimmt das Angebot, die Kunden das Sortiment der neuen Smart Stores: Der erste TYPY Store im Medienhafen Düsseldorf befindet sich inmitten von Bürogebäuden, Fresh Food, der Mittagssnack und Kaffee rangieren hoch in der Hitliste. Im Gegensatz zu anderen Systemen funktioniert TYPY komplett kontaktlos, ein Konzept, das gerade in Corona-Zeiten viel Zuspruch findet: Ein Roboter nimmt die Waren an und sortiert sie nach einem chaotischen System im Regallager ein. Der Kunde wird mit der App eingelassen und generiert am Terminal einen QR-Code. Hält man das mobile Gerät mit dem Code vor die Entnahmestation, danach öffnet sich eine Tür und der Kunde entnimmt nur die Ware; bezahlt wird mit der App. Auch für das Team um Maximilian um Co-Founder und Managing Partner Maximilian Grönemeyer sind die Prognosen exzellent: Nach aktuellen Schätzungen verträgt Deutschland 200 TYPY Stores.

Livello – Vom Hightech-Kühlschrank bis zum Einkaufszentrum
Gestartet als Automat mit Hightech-Funktionen, ist Livello in vielen Umgebungen zu Hause: in Unternehmen, Universitäten, aber auch Fitnessstudios und Verwaltungsgebäuden. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Livello seinen Kunden neben dem digitalisierten Kühlschrank eine Hightech-Miniküche anbietet, die Milch-, Zucker- und Kaffeevorräte misst und zum Nachfüllen auffordert. Livello-Automaten haben die Möglichkeit, mit Hilfe künstlicher Intelligenz genaue Benutzerdaten zu generieren. Wer will, stellt seine Kundendaten zur Verfügung und die Maschine analysiert, wer wann wo und zu welchem Preis einkauft. Auch Livello nimmt Fahrt auf: Neben den Kühlschränken hat die Firma gemeinsam mit OHA den ersten Smart Store in Immenstadt eröffnet, weitere Projekte sind geplant.

B2B - Service rund um die Uhr – Würth
Juliane Viktor, Gruppenleiterin Facility- und Immobilienmanagement, vertritt den Exoten unter den Smart Stores: Als reines B2B Geschäftsmodell funktioniert Würth24 als Hybridlösung. Kunden der Würth-Gruppe, die sich vorher online registriert haben, können tagsüber zu den regulären Öffnungszeiten einkaufen, das Personal berät und bietet umfangreichen Service an. Vor und nach Ladenschluss und am Samstag ist der Store unbemannt und erwirtschaftet zu diesen Zeiten mittlerweile einen signifikanten Umsatz. Das Konzept ist erfolgreich: Viele Baustellen werden am Wochenende betrieben, Monteure sind von 4 Uhr bis in die Abendstunden im Einsatz. Gegen Ende 2021 werden 27 Niederlassungen mit dem Geschäftsmodell von morgen ausgerüstet sein.

Digitale Innovationen im Handel
Prof. Dr. Oliver Janz, Studiengangleiter BWL-Handel- Fashion Management begrüßte Rolf Schumann, Vorstand der Schwarz Digital, und sprach mit ihm über die technischen Innovationen im Handel. Technische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Sprach- und Bilderkennung haben eine Gemeinsamkeit: die Notwendigkeit, unvorstellbar große Datenmengen intelligent zu verarbeiten. Nur dann können die Daten Entscheidungshilfe für den Händler leisten. Die entscheidende Frage, so waren sich Robert Schumann und Prof. Dr. Janz einig, ist: Welchen Innovationen steht der Kunde offen gegenüber? Corona hat die Digitalisierung beschleunigt, viele Kunden kaufen heute so ein, wie es noch vor Monaten unvorstellbar war.

 

Das aktuelle Whitepaper zum Retail Innovation Day-Special „Stores 24/7 – Status quo und Ausblick“ gibt einen Überblick über das Thema und kann <link https: www.schriftenreihe-handelsmanagement.de whitepaper external-link-new-window internal link in current>hier bestellt werden.