Saat der Hoffnung – Rudolf Bühler referiert über Entwicklungsarbeit und Bauernrechte

Er ist Bauernführer, Retter des Schwäbisch-Hällischen Landschweins, Entwicklungs-Experte und Dualer Partner der ersten Stunde. Beim Students‘ Executive Talk am 8. Februar 2018 an der DHBW Heilbronn spricht Bühler über die Rechte und Nöte der Bauern weltweit– eine Aufgabe, der er sich seit vielen Jahren verschrieben hat.

Von New York nach Heilbronn

Die Uhr tickt rückwärts, fünf Minuten lang, während Rudolf Bühler am 5. Februar 2018 vor den rund 250 Delegierten bei der 56. Vollversammlung des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Vereinten Nationen (ECOSOC) spricht. Die letzten zehn Sekunden leuchtet die Anzeige rot, kurz danach wird das Mikrofon abgestellt. So basisdemokratisch, wie die UN ihre Redezeit regelt, funktioniert die gesamte Organisation. „Die Basisdemokratie bei den Vereinten Nationen gefällt mir sehr“, so Bühler, „jedes Land hat nur eine Stimme, egal, ob Zwergenstaat oder Industrienation. Auch bei uns in der Erzeugergemeinschaft sind wir solidarisch organisiert.“ Seit Juli 2017 hat die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialausschuss der Vereinten Nationen mit Rede- und Antragsrecht. Direkt im Anschluss an seinen Termin in New York reist er nach Heilbronn, um seine Anliegen auch den dualen Studierenden zu erläutern. Thema seiner Rede ist sein Projekt „Seeds of Hope“, ein EcoFair-Projekt für Kleinbauern in der so genannten Dritten Welt und Osteuropa.

Ökologische Landwirtschaft als Zukunftsmarkt

Bühler spricht, wie er agiert: kämpferisch, überzeugt und eloquent. Man merkt, dass der Bauer gleichzeitig studierter Agraringenieur und Soziologe ist und viele Jahre auf dem internationalen Parkett zugebracht hat. Zudem gehört er der 68er-Generation an, also in eine Zeit, in der „die Studenten öfter bei der Demo als bei der Vorlesung waren“, erinnert sich Bühler. In seinem Vortrag verlangt er nicht weniger als eine Neuordnung der Agrarwirtschaft, eine Volkswirtschaft, die den Menschen dient, anstatt sie auszubeuten. Wie man so künftig die Welt ernähren kann, ist schon heute mit Zahlen zu belegen: Zukunftstechnologien muss man an ihrer Klima- und Ressourceneffizienz messen. Dann wird schnell klar, dass die ökologische Landwirtschaft effizienter wirtschaftet als die Chemie- und Agrarindustrie.

Bio-Gewürze ohne Zwischenhandel

Im Anschluss an seine Rede nimmt Bühler die Studenten mit in den Urwald nach Sansibar und Kerala. Dort, im dichten Grün, wachsen Vanillepflanzen direkt neben Kardamom und Pfeffer. Bis zu siebzehn Arten gedeihen nebeneinander, schützen sich gegenseitig vor Schädlingen und machen chemischen Pflanzenschutz überflüssig. Autochthone Arten – einheimische indigene Arten, die seit langem ohne menschlichen Eingriff in einem Gebiet wachsen – bieten nicht nur ein intensives Aroma. Sie sind robust, vital und resistent gegen Schädlinge. Gewürze in dieser Qualität sucht man hier im Handel sonst vergeblich. Daher nützt das Projekt „Seeds of Hope“ beiden Seiten: Bühlers BESH erhält einzigartige Bio-Gewürze für ihre Fleisch- und Wurstprodukte, die Kleinbauern erhalten zu fairen Bedingungen Zutritt zum Weltmarkt und werden von LACON und Demeter zertifiziert. Die Bauern schätzen nicht nur die hohen Preise, die Bühler für die Gewürze zahlt, sondern auch den Erfahrungsaustausch.

Faire Preise für gute Produkte

Ob in Hohenlohe oder Kerala (Indien), Sansibar oder Serbien – der Grundgedanke und Ablauf ist allen Projekten gleich: Bauern gründen eine solidarisch organisierte Erzeugergemeinschaft, produzieren ein qualitativ hochwertiges Produkt und nehmen zu fairen Preisen an den Wertschöpfungsketten auf dem Weltmarkt teil. „Die digitale Entwicklung hilft uns dabei sehr: Wir sind im ständigen Kontakt mit unseren Partnern im Süden und über E-Commerce können wir direkt bis zu den Endverbrauchern vermarkten“, freut sich Bühler.

Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen

Der Rat des Vielgereisten und langjährigen Entwicklungshelfers an die Studierenden ist, nach draußen in die Welt zu gehen, andere Kulturen abseits der üblichen Pfade kennen zu lernen und zu erfahren, wie man diesen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet. Rechnet sich dieser Aufwand auch finanziell, will einer der Studierenden wissen. Eine gute Frage, findet Bühler. BESH/Ecoland habe sich erfolgreich um eine sogenannte Public-Private-Partnership beim Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beworben. In den ersten drei Jahren werden dabei die Hälfte der Kosten über diese Private Public Partnerships mitfinanziert. Allerdings, so Bühler, gehe das alles trotzdem nicht ohne viel Engagement und Zielstrebigkeit.