Studentische Konzepte für Heilbronn

Heilbronn ist eine der dynamischsten Städte Deutschlands, im Städteranking der Wirtschaftswoche kletterte es um 21 Plätze auf Rang 3. Wie es Heilbronn gelingt, in den nächsten Jahren vor allem junge Menschen an die Region zu binden, wird mit über die Zukunft entscheiden. Daher holten sich die wichtigsten Akteure – BUGA, Heilbronn Marketing GmbH (HMG), experimenta und Stadtwerke – Studierende der DHBW Heilbronn ins Boot. In drei Forschungsseminaren untersuchten sie seit Anfang November digitale Entwicklungen und Freizeittrends und präsentierten Mitte Februar ihre Ideen vor den Projektpartnern.

Duale Hochschule als Impulsgeber für Heilbronn
Seit ihrer Gründung 2010 bringt sich die DHBW Heilbronn aktiv in die Gestaltung der Stadt Heilbronn ein. „Mit unserem Ausbau von 86 auf über 1.000 Studierende treiben wir die Wissensstadt Heilbronn voran. Wir hatten und haben die einmalige Chance, gemeinsam mit Heilbronn zu wachsen. Es ist eine spannende Aufgabe, die Stadt mit unseren Kompetenzen in der Bildung, der Marktforschung und im Lebensmittelbereich zu entwickeln", so Rektorin Prof. Dr. Nicole Graf. In den vergangenen Jahren hat die Duale Hochschule das Weindorf, das Unterländer Volksfest, die HMG mit Heilbronn2023 und namhafte Heilbronner Unternehmen mit Forschungsergebnissen und konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt.

Kooperation mit den Akteuren der Stadt
Die Studierenden des 5. Semesters im Studiengang Dienstleistungsmanagement haben sich im Studienjahr 2015/16 in mehreren Teams der Zukunftsvisionen von BUGA, HMG, experimenta und Soleo angenommen und folgende Fragen bearbeitet: Welche digitalen Trends werden sich in der Zukunft durchsetzen? Wie werden wir in fünf Jahren kommunizieren? Was versprechen sich vor allem junge Menschen von einem Freizeit- und Sporterlebnis? Wie kann sich das Soleo im Wettbewerb behaupten?  

Dabei kamen verschiedene quantitative und qualitative Forschungsmethoden zum Einsatz, z.B. Zielgruppenumfragen, Experteninterviews und Wettbewerbs- und Marktanalysen. „In den Forschungsseminaren erfahren die Studierenden, wie das von ihnen erworbene Wissen dem Praxistest standhält. Sie lernen, methodisch und kreativ an konkrete Problemstellungen heranzugehen. Dabei müssen sie – wie im Berufsleben – Kundenwünsche verstehen und die Vorschläge vor den Entscheidern präsentieren", so Prof. Dr. Günter Käßer-Pawelka, Studiendekan des Studiengangs Dienstleistungsmanagement.

Praxisnahe Ideen für Heilbronn
Projekt 1: Digitale Leuchttürme für BUGA, experimenta und HMG
Unter der Begleitung von Prof. Dr. Yvonne Zajontz und dem digitalen Experten Mark F. Siller von i/POL identifizierten die Studierenden der Studienrichtung Medien und Kommunikation folgende Trends: Virtual Reality, Augmented Reality (computergesteuerte Erweiterung der eigenen Wahrnehmung), das Internet der Dinge, Mobile Payment und Busshelter Marketing. Damit diese Technologien zum Einsatz kommen können, sollte den Nutzern flächendeckend öffentliches WLAN zur Verfügung stehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die digitale Vernetzung der einzelnen Player. Im Moment stehen dem Nutzer Informationen über Heilbronn auf über zwanzig verschiedenen Webseiten zur Verfügung. Diese Informationen über ein Content Hub zu bündeln und den Nutzern einen schnellen Zugang zu bieten, sehen Hanspeter Faas, BUGA-Geschäftsführer, und Steffen Schoch, Geschäftsführer der HMG, als eine gemeinsame Aufgabe an. Die BUGA sondiert derzeit die Vorschläge und prüft die Umsetzung.

Virtual und Augmented Reality bieten BUGA, experimenta und Heilbronn ungeahnte Möglichkeiten: Während auf dem BUGA-Gelände geplante Häuser virtuell vor den Augen der Besucher in die Höhe wachsen, kann man in der Heilbronner Stadtmitte zurück in die Vergangenheit reisen. Die Fassaden der Kilianskirche und des Rathauses werden durch historische Bilder ersetzt. In der experimenta kann das neue Gebäude auf die Baustelle projiziert werden. Möglich macht das eine App: Der Benutzer stellt sich auf ein markiertes Feld und richtet sein mobiles Gerät auf das Gebäude. Die App erkennt den Bildausschnitt und überlagert Live-Bilder mit Fotos oder Videoaufnahmen. Diese und andere Vorschläge werden die Projektpartner in den nächsten Monaten überdenken.

Projekt 2: Modernes Sportstättenmanagement auf der BUGA
Auch im Sport ist Technologie ein Megatrend. GoPro Kameras an Skihelmen, Self Tracking, Fitness-Armbänder und Avatare in Fitnessprogrammen – Sport reflektiert, wie wir leben. Wir vermessen uns, um unser Leben zu optimieren, teilen unsere sportlichen Leistungen in sozialen Medien, trainieren selbstbestimmt, Mitgliedschaften bei Fitnessstudios nehmen zu.

Um das BUGA-Gelände nicht nur während, sondern auch nach der Bundesgartenschau zu nutzen, ist ein Campuspark in der Nähe des Bildungscampus geplant. Nach den Vorschlägen des DHBW-Teams könnten die Nutzer mit kurzen intensiven Workouts am „Fitnessband", einer Art Freiluft-Fitnessstudio, trainieren und sich anschließend in der Relaxzone am Neckarufer erholen. Eine Campuspark-App könnte eigene Leistungen tracken und ein „Workout of the day“ vorschlagen.   

Projekt 3: Marketingkonzept für das Soleo
Auch die Stadtwerke möchten ihr Bäderangebot besser auf die Wünsche ihrer Gäste ausrichten und  bereiten sich auf die Zukunft vor. „Mit unserem Freizeitbad Soleo sehen wir uns nicht in direkter Konkurrenz zu großen Erlebnis- und Wellnesslandschaften wie dem AQUAtoll und der Thermen- und Badewelt Sinsheim. Wir stehen aber vor der Herausforderung, ein attraktives Angebot für eine breite Zielgruppe zu schaffen“, so Dr. Torsten Briegel, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Heilbronn. Die Optimierungsvorschläge der Studierenden basieren auf einer Markt- und Wettbewerbsanalyse und decken viele Bereiche ab: Stärkung der Wohlfühlatmosphäre im Bade- und Schwimmbereich, Vernetzung mit regionalen Unternehmen zur Förderung des betrieblichen Gesundheitsmanagements, Verbesserung des gastronomischen Angebots, Party-Events für die Studierenden vom nahe gelegenen Bildungscampus und die Durchführung einer emotional aufgeladenen Marketingkampagne.

Fazit der Projektpartner
Briegel ist zufrieden mit den Ergebnissen und denkt bereits über weitere Projekte mit der DHBW nach. Im zweiten Schritt könnten die DHBW-Studierenden unter Leitung von Prof. Dr. Käßer-Pawelka eine Kundenumfrage starten. Auch die anderen Projektpartner waren positiv überrascht. „Es gab viele spannende Vorschläge. Wir können uns gut vorstellen, einige Ideen in Anschlussprojekten gemeinsam umzusetzen", so Hanspeter Faas. Für Robert Schwan, Marketingleiter der experimenta, sind die Konzepte sehr „praxisrelevant" und bestätigen die eingeschlagene Richtung. Nicht nur für Steffen Schoch von der Heilbronner Marketing GmbH ist jedoch das wichtigste Ergebnis die Erkenntnis, dass alle Akteure von einer Vernetzung profitieren und diese erste Zusammenarbeit den Startpunkt für weitere gemeinsame Projekte markiert.