Studium Generale im Jubiläumsjahr: Ein Blick zurück und ein Blick nach vorn
Seit zehn Jahren agiert der jüngste Standort der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn als aktiver Treiber der Wissensstadt. Im Jubiläumsjahr der DHBW und der Studienakademie Heilbronn war nicht nur Prof. Reinhold Geilsdörfer als Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung zu Gast, sondern auch eine Podiumsrunde erfolgreicher Alumni der ersten Jahre: Max Esser, Amina Mohamed und Dominik Mezger.
Gründungsrektorin der DHBW Heilbronn, Prof. Dr. Nicole Graf, begrüßte die Studierenden und Gäste in der vollgepackten Aula und warf einen kurzen Blick zurück auf die letzten fünfzig Jahre. Als bildungspolitische Innovation begann die DHBW vor fünfzig Jahren ihre Geschichte. Die Herausforderungen, unter denen sich das Konzept der engen Verzahnung von Theorie und Praxis entwickelt hat, haben auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Immer noch bringt die DHBW die Absolvent*innen mit der schnellsten Berufsbefähigung für die Wirtschaft hervor. 11.000 neue Studierende sind Beleg für die Attraktivität des Studienmodells.
Um die Keynote an diesem Abend zu halten, war niemand besser geeignet als Prof. Reinhold Geilsdörfer. Er hat nicht nur die Entwicklung der DHBW als Präsident mitgestaltet und war einer der Geburtshelfer des Standorts Heilbronn. Als Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung ist er einer der wichtigsten Persönlichkeiten hinter der gigantischen Entwicklung, die Heilbronn in den letzten zehn Jahren genommen hat.
Forschung für Wohlstand der Gesellschaft
Auch heute fühlt sich Geilsdorfer der Dualen Hochschule eng verbunden und gratuliert der DHBW Heilbronn zu ihrem Erfolg. Als größte Handelshochschule, als Ort innovativer Studienangebote und Treiber der Forschung hat der jüngste Standort in den letzten Jahren beeindruckende Geschichte geschrieben. Geilsdörfer gibt einen kurzen Abriss über das Engagement der Dieter Schwarz Stiftung in Bildung und Forschung und betont, dass Forschung immer noch der effektivste Weg zu einem Land in Wohlstand und Frieden ist. Jeder Euro, der in Forschung investiert wird, kommt der Gesellschaft 3,5fach zugute. Sein Wunsch ist es, dass die Studierenden den Grundgedanken des dualen Studiums weiterentwickeln und in die Zukunft tragen.
Sichtlich wohl fühlen sich die drei Absolvent*innen Mezger, Esser und Mohamed und Rektorin Graf, als sie in den breiten Sesseln auf der Bühne Platz nehmen. Die Motivation, sich für ein duales Studium entschieden zu haben, ist bei allen drei Alumni ähnlich gelagert: Ein Studienmodell, bei dem man beim Studieren Geld verdient und das neben der Theorie handfeste Praxis bietet, ist so in der Bildungslandschaft einmalig.
Neue Herausforderungen meistern
Das Studium von Amina Mohamed, der jüngsten der Alumni, fiel in die Zeit der Pandemie. Sie war beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der sich Lehre und Prüfungen digitalisiert haben. Sich ausprobieren und neue Wege testen, das hat Amina Mohamed in ihrem Leben verinnerlicht. Als Kurssprecherin und Teilnehmerin des Mentorenprogramms WoMent hat sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die ihr in herausfordernden Zeiten wie der Pandemie zur Verfügung standen. Auch jetzt bleibt sie dem dualen Modell treu und hat ihr Masterstudium am Center for Advanced Studies begonnen, das nur einen Steinwurf von ihrem Büro entfernt liegt. Im Studiengang Digital Business Management bringt sie Fragestellungen direkt aus ihrer Berufspraxis in der ZEAG AG mit und kann sie dort in Fallstudien lösen.
Denn auch im Energiesektor haben sich die Herausforderungen geändert: Der Kunde steht im Mittelpunkt des Unternehmens und kann mittlerweile nicht nur Strom abnehmen, sondern auch selbst produzieren und einspeisen. Zudem bringen aktuelle Trends wie die Digitalisierung neue Fragen mit sich: Über das Jahr summiert sich z.B. der Energieverbrauch von ChatGPT auf etwa 226 Millionen Kilowattstunden. Die Energie, die ChatGPT jährlich benötigt, könnte also 21.602 Haushalte ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen. Auch Heilbronn steht als zukünftiges KI-Hub vor der Herausforderung, genügend Energie für KI-Prozesse zur Verfügung zu stellen.
Kommunikation als Schlüsselkompetenz von Führungskräften
Verantwortung übernehmen, neue Standards setzen und Führungsaufgaben meistern, liegt in der DNA aller drei Alumni. Aufgewachsen im elterlichen Unternehmen Mezger Rent, hat Dominik Mezger beim dualen Partner Assenheimer Mulfinger GmbH & Co. KG seine Kenntnisse über den Tellerrand erweitert, dann die Führung des Familienunternehmens übernommen. Als Mezger Rent Teil der TIP Group wurde, veränderten sich seine Aufgaben: Die TIP Group betreibt eine Flotte von 120.000 Fahrzeugen. Der Fahrermangel ist eins der größten Probleme, das die ganze Branche umtreibt. Durch den Gebrauch von KI-Modellen könnten die Fahrer effektiver eingesetzt werden. Alternative Antriebe fordern ganz neue Berechnungen: Wie hoch ist die Reichweite? Wie kann ich die Routen besser planen? Wie lange ist die Ladezeit? Mezger stellt in seiner Berufpraxis immer wieder fest: Führung ist vor allem Beziehungsarbeit. Wie kann ich den 55-jährigen Fahrer weiterentwickeln? Wie steht es um die Motivation und Sinnfrage? Antworten darauf findet Mezger auch in seinem Masterstudium an der renommierten St. Gallen Universität, das er in diesem Jahr mit einem Executive MBA abschließen wird.
Nachhaltigkeit als Kernfrage der Zukunft
Der dritte Alumni auf der Bühne, Max Esser, wurde in diesem Jahr mit seinem Team als beste Metzgerei Deutschlands ausgezeichnet. Nach seinem Studium BWL-Food Management hat Esser ein Jahr in der Entwicklungshilfe in Tansania gearbeitet. Nachdem er nach Deutschland zurückgekehrt ist, hat er dann das gemacht, was er auf keinen Fall wollte: den Familienbetrieb übernehmen. Aber Mezger hat das Unternehmen nicht nur ausgebaut, sondern auch ganz neue Standards in der Nachhaltigkeit und im Tierwohl entwickelt. Er ist Gründer des neuen Labels Tierwohlpunkte, das neben Tierhaltung auch ganz andere Kriterien heranzieht: Arbeitet das Unternehmen mit alten und robusten Rassen? Wie steht es um die Tiergesundheit?
Ohne Kommunikation gibt es keinen Erfolg – das hat auch Esser immer wieder festgestellt. Sein Kommunikationstalent hat er bereits während des Studiums – damals noch im Schloss in Bad Mergentheim – im Debattierclub trainiert. Im dualen Studium, so Esser, baut man in einer sehr kurzen Zeit einen unglaublich großen ERfahrungs- und Wissensschatz auf. Das bedeutete für den Food Manager: morgens noch Schokolade und Wein verkosten und nachmittags dann Stochastik büffeln.
Sein Rat an die Studierenden: Findet im Studium und in den Praxisphasen etwas, das euch begeistert, das euren Talenten entspricht und nutzt eure Motivation und euer Wissen dann, um etwas zu schaffen, das allen zugutekommt.