,,Weil wir teurer als der Rest der Welt sind, müssen wir besser sein.“ Ex-Wirtschaftsminister Dr. Walter Döring an der DHBW Heilbronn

Beim Students´ Executive Talk an der DHBW Heilbronn am 12. März 2025 war Dr. Walter Döring zu Gast. In der Aula am Bildungscampus sprach er vor den Studierenden der DHBW Heilbronn über die wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands und der Region Baden-Württemberg. Der promovierte Historiker Dr. Walter Döring vereint viele Karrieren in seiner Person: Er war stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und von 1996 bis 2004 Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg. Nach seiner langen politischen Karriere war er als Aufsichts- und Beirat sowie Advisor für unter-schiedliche Unternehmen tätig. Dr. Walter Döring gründete die Akademie Deutscher Weltmarktführer und organisierte 2025 das Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall. Der Dualen Hochschule ist er als Lehr-beauftragter verbunden.

Wenn die Studierenden der DHBW Heilbronn zum Students´ Executive Talk gehen, erwarten sie eine Vorlesung der besonderen Art:  Ob Reinhold Würth, Uschi Glas, Norbert Haug, Fred Schulze, Herta Däubler-Gmelin, Christian Lindner oder jetzt Dr. Walter Döring – die Liste der prominenten Namen ist mittlerweile ziemlich lang geworden. Am Mittwoch begrüßte Prof. Dr. Tomás Bayón den ehemaligen Wirtschaftsminister des Landes zum Studium Generale für die Erstsemester im B-Zyklus der DHBW Heilbronn.. Dr. Walter Döring gab ihnen – im Gegensatz zu den Negativschlagzeilen in der Presse - einen optimistischeren Blick auf die Weltlage.

Welt in Aufruhr – und wie man dem begegnet
Nach der persönlichen Einschätzung von Dr. Walter Döring ist die Welt gerade dabei sich neu zu ordnen. Gerade deswegen ist es wichtig für Europa, eine neue Position einzunehmen und mit einer Stimme zu sprechen. Durch die aktuelle Situation, die als Chance gesehen werden kann, ist Deutschland gezwungen, neue politische Wege einzuschlagen. Es bleibt wichtig, Verbindungen zum Beispiel zu China nicht abreißen zu lassen. China war in den letzten acht Jahren der größte Handelspartner für Deutschland. Um wirtschaftlich unabhängig zu werden, plädiert Döring für mehr Freihandelsabkommen, zum Beispiel mit Indien.

Weitere Veränderungen sind notwendig: Im Jahr 2050 soll das Durchschnittsalter in Deutschland bei 50 Jahren liegen. Daher stellt sich für Döring die Frage, ob die Deutschen länger arbeiten und das Sozialsystem noch funktioniert. 

Wie wird man Weltmarktführer?
Im Anschluss an seine politische Karriere gründete Walter Döring die Akademie Deutscher Weltmarktführer. Das Gipfeltreffen der Weltmarktführer etablierte er erfolgreich und mittlerweile gab es 2024 sogar das erste internationale Treffen in Peking. Das kam so gut an, dass diese Veranstaltung in Peking wieder stattfinden wird. Gemeinsam mit der Universität St. Gallen und der WirtschaftsWoche hat Dr. Walter Döring den Weltmarktführer-Index eingeführt. Laut diesem Index gibt es in Deutschland 513 Weltmarktführer, davon 184 Unternehmen allein in Baden-Württemberg. Optima, ebm Papst und Würth sind Beispiele für die vielen Unternehmen in Heilbronn-Franken, die sich seit vielen Jahren auf dem Index behaupten. Dadurch haben junge Leute und Absolvent*innen in Baden-Württemberg vielversprechende Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Um Weltmarktführer zu werden sind die Faktoren Innovationsstärke, Globalisierung und finanzielle Unabhängigkeit essentiell. Was sie auszeichnet: Ungefähr 8-10 Prozent des Umsatzes investieren die Weltmarktführer in die Forschung und Entwicklung.  Die Herausforderungen, die man im Auge haben sollte, sind zum einen die zunehmende Digitalisierung, aber auch der Fachkräftemangel und die Patententwicklung. Außerdem können Einflüsse aus der Weltwirtschaft, Energiekosten und eine zu hohe Bürokratie schnell zu Risiken werden. Mehr als 70 Prozent der Weltmarktführer sind Familienunternehmen. Im Blick darauf sind zusätzliche Herausforderungen die Nachfolgeregelung und das Lösen familiärer Konflikte. 

,,Weil wir teurer als der Rest der Welt sind, müssen wir besser sein.“  Erklärt Dr. Walter Döring. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Innovation, denn vor allem im Bereich Business-to-Business spielt der Preis eine untergeordnete Rolle bei der Kaufentscheidung (8. Platz). Für Weltmarktführer sind Kunden die Innovationstreiber und Mitarbeiter das wertvollste Kapital. Die Liste der Weltmarktführer ist nicht statisch. Unternehmen befinden sich im ständigen Wettbewerb. Aber das ist, so Döring, ein Vorteil für die Wirtschaft und Gesellschaft.

Ein wirtschaftsstarkes Deutschland – und wie es dabeibleibt
Nach dem Vortrag hatten die Studierenden die Gelegenheit, mit Walter Döring ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Welche Rolle Deutschland in der KI-Welt spielt, wollte Prorektor Bayón wissen.Es sei unwahrscheinlich für Deutschland die Spitze der Welt zu erreichen, jedoch hat es gute Chancen die Nummer eins in Europa zu besetzen. Unternehmen wie Trumpf und Zeiss sind weit vorne in der Entwicklung im Bereich des Quantencomputing. Es gibt weltweit keinen Chiphersteller, so Döring, der ohne ihre Produkte arbeitet. 

Was kann Deutschland tun, um die Wirtschaft zu fördern und den Wohlstand zu erhalten? Die Antwort war für Döring klar: Forschung, Innovationen und Startups fördern, zum Beispiel, in dem man den Kapitalmarkt für größere Finanzierungen öffnet. Die Verbesserung der Schulausbildung steht an Nummer zwei. Unter den jungen Leuten und in den Firmen wünscht er sich vor allem mehr Mut zum Unternehmertum. Laut Umfragen streben im Moment die meisten jungen Leute eine Karriere im Staatsdienst an. Unternehmen an die Schulen zu bringen, sei ein Weg, um Schüler*innen mehr für Wirtschaft zu begeistern. 

Dr. Walter Döring ist dafür, die schon bestehenden Beziehungen mit Indien auszubauen und macht sich stark für ein Freihandelsabkommen mit einem der wichtigsten Weltmärkte. Indien hat mittlerweile mehr Einwohner als China, auch sein BIP Wachstum ist höher. Mit Englisch als offizieller Amtssprache fällt auch die Kommunikation leichter.

Zum Schluss nahm Dr. Walter Döring Geschenke von Prorektor Prof. Dr. Tomás Bayón entgegen: Kaffee und Wein, produziert und kreiert von den Studierenden der DHBW Heilbronn.