Wenn Grünes aus Beton wächst

Zwölf Kita-Kinder waren zu Gast auf dem Dachgarten "Himmelbetontgrün" der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn auf der Bundesgartenschau. Hier konnten die Vorschulkinder nicht nur erleben, wie gesunde Lebensmittel angebaut werden, sondern durften zusammen mit den Studierenden "Seedbombs" basteln. Ein Bericht der Heilbronner Stimme vom 14. Mai 2019, geschrieben von der Redakteurin Michelle Christin List.

"Ups, das war bisschen viel Wasser", sagt die fünfjährige Jasmin. Dann muss eben noch etwas mehr Erde dazu. Jetzt wird alles ordentlich vermischt, zu Kugeln geformt und in Eierschachteln verstaut. Was sie hier zusammen mit anderen Vorschulkindern aus der Kita Lautenbacher Straße in Neckarsum zusammenmischt, sieht nach kindlichem Gematsche aus, hat aber einen ökologischen Aspekt. "Seedbombs" nennen sich die kleinen Saatkugeln aus Erde, Heilerde und Kräutersamen.

Zwei Jahre lang haben Studenten des Studiengangs Food-Management der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn den Dachgarten "Himmelbetontgrün" auf dem großen Betongebäude gegenüber der Jugendherberge geplant und angelegt. Hier wollen sie nicht nur gesunde Lebensmittel wie Kräuter anbauen, sondern Kinder und Jugendliche ans Gärtnern heranführen.

"Unser Garten ist ein Mini-Modell für die Städte der Zukunft", sagt Studiengangsleiterin und Projektleiterin Prof. Katja Lotz. Zusammen mit ihren Studenten und dem Verband Garten-, Landschaft- und Sportplatzbau Baden-Württemberg sowie dem Fachverband Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg will sie den kleinen Besuchern zeigen, wie Lebensmittel entstehen. "Ältere Leute kommen sowieso auf die Buga. Auch für die ganz kleinen soll sie interessant sein", sagt Lotz.

Sie will zeigen, dass Beton und Pflanzen in der heutigen Zeit keine Gegensätze sind, sondern gut kombiniert werden können. "Im Gartenbau wird allgemein ganz viel Beton verarbeitet." Und in Zeiten des Urban Gardenings gehöre erst recht beides zusammen.

"Im Vordergrund steht gar nicht unbedingt die Gärtnerei an sich, sondern das Projektmanagement, die gesamte Wertschöpfungskette", sagt Daniela Hülsebusch von der Hochschulkommunikation der DHBW. "Die Kleinen sollen Spaß haben und erleben, woher die Lebensmittel kommen."

Spaß haben die Kinder beim Basteln der Seedbombs definitiv: "Man muss die Erde ganz, ganz fest zusammendrücken, dann klappt das richtig gut", sagt die sechsjährige Deva. "Wir haben zu Hause ein Gartengrundstück. Da habe ich mein eigenes Beet , wo ich die Blumen gieße. Da kommen dann bald die Samenbomben hin", sagt der sechsjährige Milo. "Für Kinder ist es schön, zu sehen, wie etwas entsteht", sagt Erzieherin Marigona Rieger.

Manche Kinder mussten sich erst einmal an die dreckigen Hände gewöhnen. "Iieehh, voll die nasse Erde", war die erste Reaktion, die Studentin Stephanie Moser gehört hat. "Nach kurzer Zeit wollten sie dann aber alles ausprobieren", sagt ihre Kommilitonin Janine Ritlewski. Die beiden haben das Seedbomb-Basteln organisiert.

Nicht nur die Kleinen, auch die Studenten hatten Spaß: "Die Kinder wollten ganz oft ausprobieren, wie es schmeckt", sagt die 21-jährige Anna Krieger lachend.

"Für die meisten Studenten war es das erste Mal, dass sie mit Kindern zu tun hatten", sagt Lotz. Und sie ergänzt: "Sie haben das komplette Projektmanagement für den Dachgarten übernommen: Sponsorensuche, Entwicklung, Vermarktung mit Veranstaltungen."

Das Seedbomb-Basteln war die erste, aber nicht die letzte Veranstaltung mit Buga-Besuchern. Demnächst können Kindergartenkinder hier Kräuter-Stecklinge anpflanzen", sagt Daniela Hülsebusch. "Und im August gibt es das Sommerferienprogramm Farm to Face, bei dem 13-bis 15-Jährige Naturkosmetik herstellen", ergänzt Lotz.

Ein paar Tage müssen die Seedbombs in den Schachteln trocknen. Dann können die Kinder sie zu Hause oder in der Kita ausstreuen.

"Ich glaube, ich lege die Kugeln alle zusammen in einen ganz großen Eimer. Wenn ich sie dann gieße, wächst eine riesige Pflanze raus", sagt der sechsjährige Ben.