Wie Müll-Apps unser Leben einfacher und nachhaltiger machen sollen – Sechs Projektideen aus der Wirtschaftsinformatik
Ausgerechnet die Digitalisierung soll uns dabei helfen, unser Leben nicht nur besser zu organisieren, sondern auch, uns umweltbewusster zu verhalten. Sechs Ideen dafür haben junge Menschen aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik der DHBW Heilbronn entwickelt und im Rahmen ihrer Projektpräsentation vorgestellt.
- Sperrmüll-App: Eine digitale Version der „Sperrmüllkarte“ ist die Vision der Studierenden, die einen Prototyp der App „Schrott & Weg“ gleich selbst programmiert haben. Nach der kostenlosen Registrierung können Nutzer*innen ihren Sperrmüll anmelden und abholen lassen. Über einen Live-Timer lässt sich minutengenau einsehen, wann das Müllauto den Schrott abholt. Gut erhaltene Möbelstücke sollen von der Software erkannt und zum Weiterverkauf angeboten werden. Der Vorteil für die User*innen: Die Nutzung des Services ist kostenfrei.
- Objekterkennung für Gefahrgut: Falsch entsorgte Akkus und Batterien sorgen deutschlandweit täglich für 30 Brände. Um Gefahrgut rechtzeitig zu identifizieren und auszusortieren, soll eine lernfähige Software helfen. Über bestimmte Bildmerkmale berechnet das System Wahrscheinlichkeiten dafür, die richtigen Objekte zu identifizieren. Die Software steuert dann einen Mechanismus, um die Batterien auszusortieren. Dadurch soll Personal eingespart und Gefahrgut zuverlässiger identifiziert werden. Eine weitere Idee der Studierende: Einen Recyclingcode einzuführen, so dass dieser in der Müllsortierungsanlage maschinell gescannt und der Müll leichter sortiert und eingeordnet werden kann.
- Heat-Map für Müll: Die Plattform „CleanUpNow“ soll Daten zur Umweltverschmutzung in Echtzeit sammeln und anzeigen. Über eine App bzw. Website können die User*innen herumliegenden Müll fotografieren und mit Standortdaten versehen hochladen, die Software generiert daraus dann eine Müll-Heat-Map. Über die Plattform sollen Gemeinden und Städte, aber auch Umweltaktivisten und engagierte Bürger*innen sehen können, wo Handlungsbedarf besteht und Müll entsorgt werden muss. Die App will zudem freiwillige Müllsammler*innen zusammenbringen. Als Anreiz stellen sich die Studierende Rabattcoupons vor, gesponsert von Firmen, die sich für Nachhaltigkeit engagieren.
- Greenback statt Payback: Es soll die nachhaltige Version des Payback-Systems werden: Die App „Greenback“ vergibt Punkte für den Einkauf nachhaltiger Produkte. Dafür haben die Studierenden einen eigenen Algorithmus entwickelt, der gescannte Kassenzettel auf ihre Nachhaltigkeit hin bewertet und sogenannte „Green-Coins“ an die Nutzer vergibt. Diese können später über Rabattcoupons oder Gutscheine für nachhaltige Produkte eingelöst werden.
- Recycling4You: Mit der App für Recyclinghöfe „Recycling4You“ wollen die Studierenden den Besuch auf dem Wertstoffhof vereinfachen: Die User*innen können digital ihre Wertstoffe in der App anmelden bzw. über eine AI identifizieren und zuordnen lassen. Über das System soll dann sowohl automatisch eine Terminbuchung auf dem Recyclinghof erfolgen als auch die Rechnung für die Entsorgung von kostenpflichtigem Sondermüll erstellt werden.
- Routenplaner zum nächsten Mülleimer: Eine Karte mit öffentlichen Mülleimern und Müllannahmestellen soll Heilbronn und andere Städte künftig zu mehr Sauberkeit verhelfen, so die Idee der Studierenden. Mittels einer App sollen die User*innen selbst Mülleimer, Glascontainer, Recyclinghöfen usw. in einer Karte hinterlegen können. Das Routing zum nächsten Mülleimer soll darüber genau so möglich sein wie auch die Terminvereinbarung auf dem Recyclinghof oder die Erinnerungsfunktion für die Müllabfuhr.
Prof. Dr. Andreas Reichert, Studiengangsleiter im Studiengang Wirtschaftsinformatik an der DHBW Heilbronn ist zufrieden: „Ihre Ideen zeigen, wie die Digitalisierung die Circular Economy transformieren und auf das nächste Level anheben wird“. Er ist sich sicher: „Es geht nicht nur darum, mit der Digitalisierung Prozesse in der Kreislaufwirtschaft effizienter zu machen, sondern sie kann dazu beitragen, Nachhaltigkeit zu dezentralisieren und demokratisieren“. Die digitale Schnittstelle schaffe mehr Bürgernähe und auch Partizipationsmöglichkeiten, um sich im eigenen Alltag für Umweltschutz und einen ressourcenschonenden Umgang mit Wertstoffen zu engagieren.