Wissenspause im Deutschhof mit Einblicken in die Welt der Hochschulen
Zum Thema „Heilbronn – Stadt der Wissenschaft“ hatte Moderator Prof. Dr. Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs Heilbronn, am Donnerstag, 13. Juli 2023 vier Gesprächspartner*innen aus der Leitungsebene der Heilbronner Hochschulen eingeladen: Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der DHBW Heilbronn, Prof. Dr. Helmut Krcmar, Gründungsdekan des TUM Campus Heilbronn, Prof. Dr. Boris Alexander Kühnle, Direktor des DHBW CAS und Prof. Dr. Oliver Lenzen, Rektor der Hochschule Heilbronn
Schrenk freute sich gleich über vier Rektor*innen der Heilbronner Bildungseinrichtungen, die die Bildungslandschaft derzeit prägen: Die DHBW mit ihren regional verankerten dualen Studiengängen, das DHBW Center for Advanced Studies (CAS) mit vielfältigen Angeboten zum lebenslangen Lernen, die TU München, die sich als akademisches StartUp mit Verschränkung von Betriebswirtschaft und Informatik für den Mittelstand sieht – und last but not least die Hochschule Heilbronn, an der der akademische Nachwuchs an drei Standorten unter 60 Studiengängen aus den Bereichen Soziales, Sport, Medien, Technik, Wirtschaft, Informatik wählen kann.
Eine ausgeprägte Konkurrenz-Situation sehen die vier nicht, sie verweisen auf die Vielfalt der Studienmöglichkeiten zwischen wissenschaftlich-akademischer Karriere und der ausgeprägten Praxisnähe der dualen Studienangebote: So könne jede*r sich das für sie*ihn passende Studienangebot auswählen. Auch das Fehlen von Geisteswissenschaften, Jura, Theologie, … wird nicht als Manko empfunden – schließlich könne nicht jedes Fach überall angeboten werden, das wäre ein überzogener Anspruch. Ethische und rechtliche Fragestellungen würden auch von Ingenieuren, Informatikern oder Betriebswirten diskutiert – das Thema KI, das derzeit in aller Munde ist, sei das beste Beispiel dafür.
Auf die künftige Entwicklung der Wissensstadt Heilbronn blicken die Rektor*Innen optimistisch: Boris Kühnle zeigte sich überzeugt, dass Bildung als notwendige Bedingung für Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft auch weiterhin Talente anlocken werde, Helmut Krcmar fügte hinzu, dass der Großteil der Studierenden auch in der Region bleiben und das entstandene Ökosystem weiter ausgebaut werden könne. Betriebswirtin Nicole Graf rechnete vor, dass 8.000 Studierende, die monatlich 600-800€ in die Stadt bringen, einen millionenschweren Wirtschaftsfaktor darstellten.
Unabhängig denken, kritisch mit den eigenen Forschungsgegenständen und Erkenntnissen umgehen, Verantwortung für das Geschaffene übernehmen – das sind nach der Überzeugung von Oliver Lenzen Lernziele, denen sich die Lehre an allen Hochschulen verpflichtet sieht. Helmut Krcmar fügte hinzu, dass Studierende schließlich keine „Informationsmastgänse“ seien, sondern befähigt werden sollten, wissenschaftliche Methoden anzuwenden und kritisch zu reflektieren.
Das scheint im Allgemeinen auch ganz gut zu gelingen, denn nach einer von Krcmar zitierten aktuellen Studie vertrauen 55% der Deutschen der Wissenschaft, wohingegen Politik und Medien lediglich 33 respektive knapp 20% erreichten. Aber auch diese Zahlen müsse man einordnen, hinterfragen, in Zweifel ziehen – getreu dem aufklärerischen Geist, der genau diese Tugenden einfordere.
Mit diesem Statement für eine kritische und unabhängige Wissenschaft näherte sich die Runde der Abschlussfrage, was man Heilbronn für die Zukunft wünsche? Eine lebenswerte, mutige, bunte und diverse Stadt soll es nach den Vorstellungen der vier Rektor*innen sein – die für die internationalen Gäste noch dazu ein kleines Bisschen besser erreichbar sein sollte.