WTM-Absolventin Eva Niederhöfer kreiert ersten eigenen Wein
Eva Niederhöfer betritt gern Neuland: 2019 war sie die erste Studentin im dualen Studiengang Wein – Technologie – Management. Jetzt hat die junge Kellermeisterin ihren ersten Wein kreiert: ein Sauvignon Blanc mit exotischen Noten von Maracuja und Stachelbeeren.
„Wenn ich ein Wein wäre, dann ein Sauvignon Blanc.“ Mit diesem Satz hatte sie sich vor fünf Jahren bei ihrem Dualen Partner, dem Ortenauer Weinkeller, beworben. In einem Weindorf in der Pfalz aufgewachsen, mit 17 Jahren bereits zur Weinprinzessin gekürt, liegt ihr das Thema Wein im Blut. Nach ihrem Abitur sucht sie ein duales Studium, das naturwissenschaftliche Anteile beinhaltet. Das Wein – Technologie – Management – Studium vereint beide Komponenten, so dass ihr die Entscheidung leichtfiel. Auch ein Unternehmen war schnell gefunden: Der Ortenauer Weinkeller, ein Produktionsbetrieb von EDEKA Südwest, bot ihr optimale Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. EDEKA Südwest unterstützt die dualen Studierenden auf vielfältige Weise, beispielsweise mit Einführungsveranstaltungen und Schulungen. Schon im Herbst 2019 war sie sich sicher, dass der Betrieb zu ihr passt.
Und sie sollte recht behalten: 2022 wurde sie von ihrem Dualen Partner übernommen und verantwortet jetzt eine vielfältige Bandbreite an Aufgaben: „Ich arbeite im Weinkeller mit, unterstütze das Qualitätsmanagement und plane Projekte mit unserem Kellermeister. Gerade diese Vielfältigkeit liebe ich an meinem Beruf.“
Eins der Projekte ist ihr erster eigener Wein, der ihren Namen trägt – der Sauvignon Blanc EVA. Niederhöfer entwickelte ihn gemeinsam mit dem Winzer Martin Weber aus Ringsheim, einer von rund 240 Winzerinnen und Winzern, der seine Trauben an den Ortenauer Weinkeller liefert. An den sonnenverwöhnten Hängen des Kaiserbergs auf den Lehm- und Lößböden herrschten ideale Bedingungen für den Sauvignon Blanc, ist auf der Website des Ortenauer Weinkellers zu lesen. Die Weinsorte sei bekannt für ihre knackige Frische und Aromen von Johannis- und Stachelbeeren. Häufig besitze sie auch „grüne Noten“ nach frisch gemähtem Gras oder auch mineralische Komponenten, beschreibt die Ortenauer Weinkellerei das Aroma. Weltweit ist der Sauvignon Blanc der zweitwichtigste Weißwein nach dem Chardonnay, in Deutschland nimmt er Platz acht der weißen Rebsorten ein. Eva Niederhöfer wollte ihren Lieblingswein mit einer ganz besonderen Note nach Maracuja und Stachelbeeren ausbauen. „Mein Ziel war ein sortentypischer und sehr aromatischer Sauvignon Blanc. Durch die Maischestandzeit erhielten wir genau dieses Aromenprofil. Danach habe ich den Most kalt vergären lassen“, beschreibt Eva die Herstellung ihres Weins. Für sie ist so ein idealer Sommerwein entstanden, mit einem moderaten Alkohol- und Zuckergehalt.
Das Studium an der DHBW Heilbronn in Kooperation mit der LVWO Weinsberg hat sie auf ihr erstes Projekt perfekt vorbereitet. Das Studium verbindet BWL-Kompetenz mit dem Know-how der ältesten Lehr- und Versuchsanstalt in Deutschland: Sensorik, Oenologie und Weintechnologie nehmen einen wichtigen Platz im Lehrplan ein. Durch den Zugang zu den Forschungslaboren konnte Niederhöfer ihre sensorischen Fähigkeiten schulen und Weinanalysen durchführen. Auch die Theoriephasen an den zwei Lernorten sind praktisch orientiert: Ab dem zweiten Semester zum Beispiel entwickeln die Studierenden ihren eigenen Sekt, von der Traube bis hin zur Flasche mit eigenen Etiketten, unverwechselbaren Namen, klarer Preispositionierung und dem passenden Kommunikations- und Vermarktungskonzept für die Zielgruppe.
Die von den Studierenden alljährlich präsentierten Produkte und Konzepte haben eine so große Nachfrage ausgelöst, so dass in diesem Jahr drei Produktkonzepte erstmals vom Staatsweingut Weinsberg und Staatsweingut Freiburg dauerhaft produziert und im E-Shop verkauft werden.
Eva Niederhöfer begann ihr Studium mit der Praxisphase im Herbst. Das ist die intensivste Zeit der Weinbereitung. Hier wurden ihr alle Prozesse von der Leseterminauswahl, der Beurteilung des Traubengutes bis hin zur Weinverarbeitung vermittelt. Sie erinnert sich: „Ich bin direkt nach dem Abitur als Quereinsteigerin ohne jegliche Fachkenntnisse in die Praxisphase gestartet. Deshalb war alles rund um Weinbau und Oenologie neu für mich. Dieser Sprung ins kalte Wasser hat mich sehr viel Mut gekostet. Dennoch habe ich sehr schnell gemerkt, dass es die richtige Entscheidung war.“
Für Eva Niederhöfer fiel ihr duales Studium genau in die Corona-Pandemie, aber sie erinnert sich trotzdem sehr gern an diese Zeit: „Trotz der Einschränkungen haben wir eine Exkursion an die Mosel gemacht, bei der ich in kurzer Zeit viel gelernt habe.“ Im Abschlussjahr waren dann glücklicherweise die Wahlmodule mit der HAFL in Bern und die Abschlussexkursion ins Piemont möglich. In Heilbronn war der WTM-Jahrgang oft auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau unterwegs. Trotz der Pandemie, so Niederhöfer, haben sie im ersten Jahrgang ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt und großartige Momente geteilt.