Zweiter Gender-Report liefert detailliertes Bild der Heilbronner Lebenssituation von Frauen
Unter Federführung der Stabsstelle für Strategie und Stadtentwicklung und unter Mitwirkung der Frauenbeauftragten der Stadt Heilbronn, Silvia Payer, sowie der Studiengangsleiterin und örtlichen Gleichstellungsbeauftragten der DHBW Heilbronn, Prof.in Dr.in Yvonne Zajontz, hat die Stadt Heilbronn den zweiten Gender-Report mit neuen und ausführlicheren Statistiken für die Stadt Heilbronn herausgebracht. Demnach hat sich Heilbronn im Genderranking deutscher Großstädte weiter verbessert und ist im Vergleich zum ersten Gender-Report aus dem Jahr 2022 um fast 30 Plätze nach vorne gerutscht auf Platz 38.
„Die Gleichstellung von Frauen und Männern bleibt auch weiterhin eine für uns wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Nur ein umfassendes Verständnis der geschlechtsspezifischen Lebensumstände ermöglicht es uns, gezielte Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in die Wege zu leiten“, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel bei der Vorstellung des Gender-Reports am Donnerstag, 4. Juli, im Gemeinderat. „Ich freue mich, dass wir auch in den vergangenen zwei Jahren gute Fortschritte erzielt haben. So ist beispielsweise die Zahl der Frauen in Führungspositionen der Stadtverwaltung um fast vier Prozent gestiegen.“
Ungleichheiten sichtbar machen - Handlungsbedarfe aufzeigen
Geschlechterdifferenzierte Datenanalysen im Gender-Report machen Ungleichheiten und Handlungsbedarfe sichtbar und ermöglichen zielgruppengenaue und geschlechtergerechte Planungen und Entscheidungen. Zwei Jahre nach der ersten Veröffentlichung ist der Gender-Report jetzt in der Stabsstelle für Strategie und Stadtentwicklung in Heilbronn angesiedelt: „Der Gender-Report wird regulär in das städtische Monitoring aufgenommen und die Daten werden in die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt einfließen“, erläutert der Leiter der Stabsstelle Florian Baasch.
Die Frauenbeauftragte der Stadt Heilbronn, Silvia Payer, begrüßt diese Entwicklung: „Das Thema Gleichstellung muss breit gedacht werden. Es ist ein ressortübergreifendes Querschnittsthema und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Gender-Report macht das sichtbar“.
Auch der aktuelle Gender-Report für die Stadt Heilbronn orientiert sich am „Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und betrachtet fünf verschiedene Themenfelder: Partizipation, Bildung, Erwerbsarbeit, Sorgearbeit und Lebenswelten. Marktforschungs-Expertin Prof.in Dr.in Zajontz fordert nachdrücklich dazu auf, die Daten aktiv zu nutzen: „Marktforschung ist keine praxisferne Wissenschaft. Der Gender-Report zeigt Potentiale und Nachholbedarfe auf und bildet eine solide Basis für Planungen und Maßnahmen.“ Sie erläutert weiter: „Im Vergleich zur letzten Erhebung werden die fünf Felder ausführlicher beleuchtet und mit neuen Statistiken angereichert. Zum Beispiel wurden die wichtigen Indikatoren Gender-Pay-Gap und Gender-Care-Gap ergänzt“.
Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der DHBW Heilbronn begrüßt die Fortschreibung der erfolgreichen Zusammenarbeit: „Die DHBW Heilbronn trägt mit vielfältigen Projekten und Partnerschaften zur gesellschaftlichen Entwicklung der Region bei. Der Gender-Report ist ein Leuchtturm-Beispiel, wie durch den Austausch von Wissenschaft und Gesellschaft gendergerechte und nachhaltige Strategien gefördert werden.“
Grundlage für gendersensible Diskussion und Umsetzung
Der Gender-Report bietet eine Grundlage, Zukunftsfragen und Veränderungsprozesse gendersensibel zu diskutieren und in Angriff zu nehmen. So hat sich die Zahl der Frauen im Gemeinderat im Vergleich zur letzten Wahl von 13 auf 15 erhöht und liegt damit bei über 37 Prozent.
Bei der Erwerbssituation gibt es immer noch gravierende Unterschiede: Im Bundesvergleich liegt der Gender-Pay-Gap in Baden-Württemberg vier Prozent höher. Die Situation in konkreten Zahlen: Während 90 Prozent aller Männer in Vollzeit arbeiten (Frauen nur 55 Prozent), ist die Zahl der in Teilzeit arbeitenden Frauen in den letzten zwei Jahre um drei Prozent gestiegen. Was im Arbeitsleben beginnt, setzt sich im Rentenalter fort: Durchschnittlich erhalten Männer 431 Euro mehr Rente, Frauen gehen zudem später als die Männer in Ruhestand. Deutschlandweit wenden Frauen in der Woche neun Stunden mehr für die Sorgearbeit auf als Männer.
Eine alarmierende Zahl ist der Anstieg der häuslichen Gewalt in den letzten Jahren. Hier ist es wichtig, den Frauen schnelle und unbürokratische Hilfsangebote zu machen, so die Frauenbeauftragte Silvia Payer. Themen wie Entgeltgleichheit, gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt und das Aufbrechen tradierter Rollenbilder werden ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren weiterhin viel Unterstützung brauchen.
Den neuen Gender-Report finden Sie hier.